Waren das noch Zeiten, als man nachts in Las Vegas mit Stripperinnen koksen und am nächsten Morgen die freie Welt vor der Roten Gefahr retten konnte! „Charlie Wilson’s War“ ist ein im Tonfall wunderlicher, im Endergebnis systemkonformer Auswuchs des aktuellen US-Politkinos: Ein nostalgischer Blick zurück zum „unschuldigen“ Hedonismus und den halbwegs übersichtlichen Fronten im Kalten […]
Waren das noch Zeiten, als man nachts in Las Vegas mit Stripperinnen koksen und am nächsten Morgen die freie Welt vor der Roten Gefahr retten konnte! „Charlie Wilson’s War“ ist ein im Tonfall wunderlicher, im Endergebnis systemkonformer Auswuchs des aktuellen US-Politkinos: Ein nostalgischer Blick zurück zum „unschuldigen“ Hedonismus und den halbwegs übersichtlichen Fronten im Kalten Krieg, eine vergnügliche Satire und gleichzeitige Apotheose klammheimlicher Packelei und bauernschlauer US-Geopolitik: Anfang der 1980er Jahre begann der texanische Kongressabgeordnete und Lebemann Charlie Wilson, den Krieg Afghanistans gegen die russischen Invasoren mit US-Geldern zu unterstützen: einfach so, weil es sonst niemand tat, und weil, wer Pakistan und den Iran auf der Landkarte auseinander halten konnte, bereits zu den Nahost-Experten in Washington zählte. So wollen es zumindest Drehbuchautor Aaron Sorkin („The West Wing“) und Regie-Schlachtross Mike Nichols, die aus den tatsächlichen Ereignissen eine slicke, dankenswert flotte Außenpolitkkomödie mit Tom Hanks (viel Bubenlächeln), Julia Roberts (viel Kostüm) und Philip Seymour Hoffman (viel Spaß) gezimmert haben. Die bittere Pointe, dass ein Nebenprodukt von Wilsons einseitiger Entwicklungshilfe Osama Bin Laden heißt, wird nicht verschwiegen. Recht etwas anzufangen wissen Sorkin und Nichols damit aber auch nicht.