Christopher Who? Der Neuseeländer Ryan McPhun verstört mit einem Album voller pubertärem Gefasel und ohrenbetäubenden Synthie-Schlaganfällen. Arg.
Um zuallererst einmal dem Titel nachzugehen – „Christopher“ ist kein besonderer Mensch, er ist Kern eines Auckland-basierten Insiderwitzes, beziehungsweise die allbekannte Metapher für einen unausstehlichen, schwer pubertierenden und vor Liebeskummer triefenden Jungen. Dass McPhun dieses schwierige, gar grausige Alter wohl seit einiger Zeit hinter sich gelassen haben dürfte, scheint ihn jedoch nicht daran zu hindern, aus eben diesen Coming-Of-Age-Bausteinen einen musikalischen Selbstfindungstrip (oder Selbstverlusttrip) zu gestalten. Baseballkarten („Boy“), tagelanges Dahinvegetieren im Bett („Futon Fortress“) und der innige Wunsch, dass all die bösen Bully-Kids einmal die wahren Loser werden – alles dabei, ernsthaft.
Der Opener „Desert Of Pop“ ist wohl tatsächlich die einzige Nummer auf „Christopher“, die sich auch mit (semi-)realen Jetzt-Themen auseinandersetzt, da sie von McPhuns Verehrung für die schwedische Elektropop-Diva Robyn handelt. Doch dann geht es auch schon dahin. „In Real Life“ schockiert bereits mit künstlichen 80ies-Paukenschlägen und einem aufgemotzten, Choreografie-begleitetem Boyband-Medley. „I never want to live in real life“ säuselt McPhun sehr glaubwürdig in seinen Anti-Erwachsenen-Texten und Teen-Angst-Sounds.
„Kingfisher Call Me“ klingt ein bisschen billig. Irgendwie wie ein fades Liebeslied am Ende der Bühnenshow einer glamourösen Drag-Queen, kulminiert es jedoch plötzlich in einem Synthesizer-Donnerwetter.
Juhu, „Rush“ bringt noch weitere lustige Assoziationen. „La Boum“-Teens tanzen tollpatschig vor dem inneren Auge, während die Dauerwellen vom Glanz der Disco-Kugel bunt schimmern. Unglücklicherweise geht es mit den staubtrockenen, monotonen New-Wave-Melodien bis zum Schluss genauso weiter. Die Songs „Jump In“ und „Starlight“ würden vielleicht in einer beliebigen Party-DJ-Playlist, also isoliert vom ganzen pompös-nervigen Rest des Albums sogar ganz souverän funktionieren, jedoch bleiben sie im Glitzer-Sumpf von „Christopher“ trotzdem relativ öd.
Die Frage ist also, warum es denn bloß notwendig ist, seine Pubertät wieder aufzurollen? Die ist doch wirklich als Remake genauso wenig schön wie im Original vor zehn Jahren.