Eine vielversprechende Verbindung – Wenn sich ein paar gute Künstler zu einer All-Star-Band zusammenschließen, kann das Ergebnis eigentlich nur eins sein – besser. Conduits bilden gar den Superlativ.
Als Freund der gepflegten Popmusik stellt man sich ab und an vor, wie es wäre, wenn sich die einen oder anderen liebgewonnen Künstler einfach zu einer größeren Formation zusammenschließen würden und fragt sich, was dabei denn herauskäme. Potenzierte Kreativität natürlich. Conduits machen diesen Fan-Traum mit ihrem selbstbetitelten Album wahr. The Good Life, Eagle Seagull, Neva Dinova, Cursive, Son Ambulance und The Golden Age – Nebraskas Saddle Creek-Elite lädt zum kollektiven Shoegazing.
Hört man die ersten Sekunden von „Top Of The Hill“ und den Einsatz der glasklaren Stimme von Frontfrau Jenna Morrison, muss man fast unweigerlich an Warpaint denken – zärtliche, fast flüsterleise Vocals, getragen von kraftvollen Gitarren und einem zeitlupenartigen Schlagzeug. Laut, aber doch mit Akkorden, die man so ähnlich aber noch nie genau so gehört hat, geht der erste Song des insgesamt fantastischen Albums über die Bühne. Und bevor man sich wünscht, er hätte noch einige Minuten länger gedauert, beginnt „Misery Train“, welches ganz ähnliche Regungen in Kopf und Hüften auslöst. Die lasziven, verzerrten Akkorde und aufregend ruhigen Keyboards in „Limbs And Leaves“ versprühen einen Horrorfilm-Charme, den Robert Smith nicht besser hätte umsetzen können. Ah genau, so geht das mit Nightmare Pop, liebe Esben Witches, liebe 2:54. „The Wonder“ – mitunter eines der besten Stücke (neben fast allen anderen halt) – bringt mit drum-lastigen Post-Rock-Instrumentals und erneut engelsgleichen Vocals, die scheinbar unbeeindruckt von all dem über den Soundwellen weilen, das Musikerherz zum Schmelzen. Wenn gegen Mitte des Songs die Lava übergeht, weiß man gar nicht mehr wohin mit den ganzen Emotionen. Boah.
Spätestens jetzt stellt man sich diese sechsköpfige Band der Superlative auf einer Festivalbühne vor und ist überzeugt, dass sie sogar während eines ungünstigen Nachmittagsslots die Meute zum Staunen und sämtliches Blut in Wallung bringen könnten. Die Ballade „Last Dirge“ verkörpert schließlich mit durchdringenden Synthie-Drum-Summ-Crescendi das zweite Mega-Highlight auf „Conduits“. Und dann – „Well“. Tun wir einfach so, als hätten wir diese seltsame Scorpions-Hommage nicht gehört. Weiterschalten und jaaa, alles noch einmal von vorne. Und noch einmal. Und…