CVRS

Auf ihrem Online EP Release "CVRS" stellen Sleep Sleep Michael Jackson nachbarschaftlich neben Mile Me Deaf und zeigen so, wie klug, interessant und freudebereitend Cover-Projekte sein können.

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Als "Avant Pop" beschreibt Thomas Hecken jenen gegenwärtig dominanten Musik- und Kunstgeschmack, der spielerisch aus den verschiedensten Bezugsquellen stammende Phänomene von Popkultur und ihre Ränder zueinander führt, vereint.

Convertible, Smog, Michael Jackson, Mile Me Deaf und David Hasselhoff – heute veröffentlichen Sleep Sleep auf Noise Appeal die online EP “CVRS”. Nicht nur dem Titel der EP fehlen die Konsonanten: Sleep Sleep strecken, erweitern oder verdichten das vorhandene Material. Verlangen ihm eine neue Spielart ab. Bei der Bearbeitung der Vorlagen war es nicht das material-ästhetisch ohnedies Bekannte, das die Band interessierte. Wie bei vielen Cover-Projekt profitiert natürlich auch “CVRS” vom teils „Kult-Charakter“ des Original-Materials, im Zentrum steht aber dennoch das Interesse am Material: Nicht mit dem Erhalt der Aura der Vorlage beeindruckt das charmante Projekt, sondern mit eigenwilligen Spielarten und musikalischen Perspektivenverschiebungen. Neben “Diry Diana” steht das Mile Me Deaf Cover “Wild at heart”. Sleep Sleep entdecken mit ihren Interpretation Aspekte, die eine Wiener Band, der man zumindest im globalen Kontext noch das Label „Underground“ verpassen könnte, gleich um die Ecke des King of Pops verorten. Auch David Hasselhoff darf noch seine Fußnote hinterlassen. “Looking for Freedom” etwa ist eine Bricolage, die weit über ein trashig-ironisches Augenzwinkern hinausreicht und vorführt, wie der Mauer-Einsturz-Song in eine sphärisch-düstere, weitläufige Nummer übersetzt werden kann, ohne dabei aber auf hymnenhafte Spitzen zu verzichten. Um die Brückenschläge auf „CVRS“ zu ermöglichen und den voreiligen Vorwurf der beliebigen Kombination gleich im Keim eins auszuwischen, nehmen Sleep Sleep Anleihen aus Synthie- und Dark Pop, aber auch aus den unterschiedlichen Spielarten elektronischer Musik mit ihren jeweiligen BPM-Werten.

“Zurück in die Zukunft” – Sleep Sleeps eklektizistische Pop-Geschichtsschreibung ist neugierig und beeindruckend; außerdem macht die EP mächtig Freude. Auch das ist ja, gerade in den ambitionierteren Nischen von Popmusik, nicht das Schlechteste.

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