Zu Beginn blickt ein alter Mann gebannt in einen Ameisenhaufen. Am Arbeitsverhalten der Tiere will er ablesen, ob Schlechtwetter droht. So ähnlich lässt sich auch der Kamerablick des Schweizer Dokumentarist Erich Langjahr verstehen: Wie bereits seine seit Mitte der Neunziger entstandene Landwirtschafts-Trilogie („Sennen-Ballade“, „Bauernkriege“, „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“) führt „Das Erbe der Bergler“ in geduldigen […]
Zu Beginn blickt ein alter Mann gebannt in einen Ameisenhaufen. Am Arbeitsverhalten der Tiere will er ablesen, ob Schlechtwetter droht. So ähnlich lässt sich auch der Kamerablick des Schweizer Dokumentarist Erich Langjahr verstehen: Wie bereits seine seit Mitte der Neunziger entstandene Landwirtschafts-Trilogie („Sennen-Ballade“, „Bauernkriege“, „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“) führt „Das Erbe der Bergler“ in geduldigen Einstellungen traditionelle rurale Arbeitsprozesse vor, deren ökonomischer Mehrwert fraglich geworden ist. Jeden 1. August besteigt eine Gruppe Männer aus dem Schwyzer Muotatal die umliegenden Alpenrücken, um händisch das Wildheu zu ernten. Sorgfältig filmt Langjahr jeden einzelnen Arbeitsschritt: das Schnitzen und Schmieden der Holzschuhe mit griffsicherem Eisenprofil; den Transport der Heuballen zur Lagerhütte per Seilwinde; die mühsame Schlittentour im Winter, um die Ballen ganz ins Tal zu bringen. Was sich nach einem folkloristischen „Sendung mit der Maus“-Special anhört, schwillt über den Verlauf von 97 großteils unkommentierten Minuten zum täuschend gemächlichen Abenteuerfilm an: „Das Erbe der Bergler“ ist weniger Alpenmeditation als konzentriertes, plastisches Kino über /men in action/, den Widerstand der Natur, die Tücken der Dingwelt und einen gar nicht kamerascheuen Hund.