Wie wir alles wissen, geht das Leben weiter, bis wir sterben müssen.
Dann verlässt die arme Seele unseren Körper und geht auf Wanderschaft. Von solch einer armen Seele handelt auch Keidtels Roman. Sein Held ist so /anti/, wie gerade noch vorstellbar: Lebt mit 38 Lenzen wieder bei seinen Eltern, kommt vor Antriebslosigkeit kaum aus dem Zimmer und nennt alle je erschienenen Reinhard-Mey-Platten sein Eigen. Holm, so heißt er, steht der Welt eher hilflos gegenüber. Allerdings ist er kein Kretin, sondern ein Mann mit festen Grundsätzen – man könnte auch von autistischem Understatement sprechen. Als Holm schließlich doch sein Elternhaus verlässt und im nahen Berlin untertaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Er lernt den Lebenskünstler Elie Glick kennen und lässt mal ganz gepflegt die Sau raus. Außerdem verliebt er sich in die Mitarbeiterin eines Striptease-Clubs. Keidtels von Ironie getragener Erzählstil legt die verschrobenen Gedankengänge Holms offen. In seiner unlässigen und doch unvergleichlich schrägen Art scheint er uns sagen zu wollen: Es gibt ein Leben vor dem Tod!