Alles andere als viel Lärm um nichts liefert das kanadische Duo PS I Love You mit ihrem zweiten Album. Eher viel Lärm um alles – um Vocals, um Gitarren, um Drums.
“Everyday life becomes more important when in your dreams, you’re already dead”, dachte sich Songwriter Paul Saulnier, als er während der vergangenen Tour mit PS I Love You Nacht für Nacht von Träumen heimgesucht wurde, die sich um seinen eigenen Tod drehten. Und während Otto Normalverbraucher deswegen eher angsterfüllt in den hintersten Zimmerwinkeln kauern würde oder professionelle Hilfe sucht, macht Paul Saulnier mit seinem Drummer Benjamin Nelson einfach ein komplettes Album daraus. Musiker müsste man sein.
Zugegeben – das oben angeführte Zitat klingt schon relativ schwermütig und tiefsinnig. Auch der Titeltrack „Death Dreams“ tut das anfangs. Die letzten Akkorde implizieren jedoch schon die gefährliche Ruhe vor dem großen Sturm, der bereits bei Live-Liebling „Sentimental Dishes“ schließlich in nervösen, Tonleiter-übergreifenden Vocals, reißenden Gitarrenriffs und donnernden Drums ausartet. Der Tom Verlaine-esque Gesang präsentiert sich mitunter am besten – nach dem etwas formlosen Noise-Tumult „Toronto“ – beim prächtigen „Future Dontcare“. Eingekesselt in einem rohen Wellengang aus verzerrter E-Gitarre und dominanter Snare stellt es zweifellos eines der zahlreichen Highlights auf „Death Dreams“ dar.
Ebenfalls ganz großes (Gitarren-)Kino gegen Ende der LP weist das insgesamt ausgesprochen melodische und an Sonic Youth erinnernde „Red Quarter“ auf. Hätte sich Saulnier nicht noch mit dem die Platte mehr als würdig abschließenden „First Contact“ und dessen gigantischem psychedelischen „Wah-Wah“-Solo selbst übertroffen, wäre dies definitiv der beste Moment des gesamten Zweitlings von PS I Love You. Schlaue Sache jedenfalls, das letzte Stück zur Glanznummer zu machen, da es die kleinen Mankos gegen Mitte der LP beinahe unmerklich zu übertünchen weiß.
Ist das aus Ontario stammende Duo mit seinem von Kritikern hochgelobten und etwas hämischen Lo-Fi-Debütalbum „Meet Me At The Muster Station“ 2010 noch knapp am kanadischen Polaris Prize vorbeigeschlittert, hätten sie sich diesen mit „Death Dreams“ jedenfalls erneut und noch ein bisschen mehr verdient. Hoffentlich träumt Saulnier weiterhin schlecht.