Fokussierte Weitwinkelmusik
Schlappe 14 Jahre nach dem letzten Album meldet sich ein Trio in Bestform und mit einer Nostalgieentwarnung retour: frisch!
Gerade noch an der hässlichen Plakatierung für Suede- und Pixies-Konzerte vorbeispaziert, dieses Jahr schon Black Flag, Camper Van Beethoven, TSOL, U.K. Subs, Adolescents, My Bloody Valentine, Iggy & The Stooges, Tav Falco und bald Wire, Yo La Tengo und weiß der Teufel wen noch live gesehen. Der Kalender meint trotzdem, es sei 2013 und Lou Barlow singt im Opener »I Will«: »Things have changed / I’m still the same«. Wäre ich Kunstkritiker, könnte ich mich jetzt in Metatexten verlieren und den Blick auf »Genres« werfen, mit denen Lou & Co herumgespielt haben: Indie Rock, Home-Recording, Pop, Lo-Fi-Rock, Grunge, Folk, Rock’n’Roll. Dabei nicht zu vergessen wäre auch der immense Output: Neben seiner Mitwirkung bei Dinosaur Jr. hat es Barlow unter eigenem Namen, als Sebadoh, Sentridoh und The Folk Implosion auf beachtliche 25 LPs und ebenso viele Singles gebracht.
Bei aller Varietät der Ansätze gilt noch immer, was die Minutemen treffend so formuliert haben: Punk is whatever we made it to be. Zu Minutemen gibt es weitere Parallelen: gelebte Sound- und Songdemokratie, Sebadoh treten nach wie vor als Powertrio an und jammen econo. »Defend Yourself« haben sie wie ihre meisten Platten selbst produziert und können so weiterhin auf Stringenz pfeifen, ein schräges Instrumentalstück bringen, schlicht: Sebadoh bleiben, Weitwinkelmusik spielen. Die sagen wir ruhig krassen Materialunterschiede sind durch die zwei Hauptsongwriter Barlow und Loewenstein ohnehin fix eingebaut. Zusammenpasst, was du zusammen bringst.
Grob gesagt ist Lou hier der gefühlsduselige Rocker (Trennung usw.) und Jason der Punk. In Summe: Punkrock. Ohne Dogma, hervorragend gespielt und patent aufgenommen (nix mehr Lo-Fi). Die vorliegende Promo-CD hat zwei Bonussongs, die eines noch deutlicher machen: Sebadoh dampfen 2013 wirklich aus allen Zylindern!