Symbolische Anerkennung auf Austriakisch: Zwei Wiener Stadtpolitiker hirschen in Kaisermühlen vor der UNO-City herum und suchen zwischen Autobahnausfahrten und Parkpromenaden nach einem unbenannten Fleckerl, das sich eignen würde, „Muhammad Assad-Straße“ getauft zu werden.
Assad (1900-1992) – Diplomat, Bestseller-Autor und politischer Co-Architekt des pakistanischen Staats – gilt bis heute als einer der maßgeblichen muslimischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Aufgewachsen ist er als Sohn eines Rabbiners in der heutigen Ukraine und in Wien unter dem Namen Leopold Weiss. Mit seiner lebhaften Doku leistet Misch Erinnerungsarbeit an diesen hierzulande kaum bekannten „Beitrag Österreichs“ zur islamischen Politik- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhundert: Er bereist die verschiedenen Stationen von Assads bewegter Vita, vom Geburtsort Lvov in den Nahen Osten, wo Weiss’ Orient-Romantik in religiöse Überzeugung umschlug, und nach Marokko, wo er eine umstritten liberale Koran-Neuübersetzung erarbeitete. Vor allem aber benützt Misch Assads Wirken und Nachwirken als Objektiv, mit dem sich die politische Gegenwart zwischen so genanntem „Kampf der Kulturen“ und kulturalistischen Toleranzappellen schärfer in den Blick nehmen lässt. Das ist ziemlich unterhaltsam, durchwegs schlau und gelegentlich – siehe: Muhammad Assad-Straße – erstaunlich witzig.