Die Schweizer Theaterregisseurin Carla Haas hat unlängst im Kunstbuchverlag Simonett ihre Erstlings-Erzählung veröffentlicht und das gleich in zweifacher Ausführung.
In französischer und deutscher Sprache, von ihr vom Französischen ins Deutsche übersetzt. „Die Nacht“ ist eine Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin und einem Mann mit Hang zum Ausflippen. Der Mann ist Maler und krankhaft eifersüchtig („Er will ihren Körper, dessen Untreue er nicht erträgt, zum Schweigen bringen“). Als er eines Nachts versucht, die Frau zu erwürgen, kippt das Glücksszenario. Das Ich wird aus dem Leben geworfen. „Sie ist tot, und niemand sieht es.“ Es geht darum, dass Vergessen schwerer als Erinnern ist, dass das Herz langsam verdaut. „Die Nacht“ erzählt von der Nacht, die die Protagonistin in sich trägt, auch um geistige Umnachtung und den „schönen, unerträglichen Wahnsinn“. Jedes der 21 Kapitel kreist um das Trauma, variiert das Thema, orchestriert es anders. Stets in streng durchrhythmisierter Sprache, motivisch verstrickt (die Farben weiß und blau) und stark mit Wiederholungen arbeitend. Diese Erzählung wird durch die sprachlich konsequente und eigenständige Umsetzung zu einem beklemmenden, intensiven, eindringlichen Lektüreerlebnis. „Ich würde gerne atmen, und ich kann nicht. Ich schreie. Niemand sieht es. Ich bin eine Person, die stört, kleine Nutte, es wird mit unschuldigen Kinderworten zugeschlagen. Die Schläge schreiben sich in mein Fleisch ein. Die Worte sind blond. Mein herz ist in einer Kiste, in der es nicht pochen kann.“ Das heißt harte, aber nicht schlechte Kost. „Die Nacht“ in zum schönsten Schweizer Buch gewählt worden, zum Lesen ist es schön schaurig.