Nacht ist klar in Santa Maria, und der Mann, der aus dem Zug steigt, wirkt in sich gekehrt und versonnen wie auf einer sentimentalen Erinnerungsreise. Tatsächlich geht es um Leben und Tod:
Die feindliche Armee hat die Stadt bereits umstellt, drinnen merzt eine autokratische Geheimpolizei zersplitterte Rebellengruppen aus. Der ehemalige Widerstandskämpfer Ossorio ist zurückgekehrt, um seine ehemalige Geliebte Clara aus diesem Hexenkessel zu holen. An ihrer statt findet er in dieser Nacht Verzweiflung, Opportunismus und Grausamkeit in plüschigen Interieurs und erlesenen Tableaus. Werner Schroeter, der große Empfindsame unter den Regisseuren des Neuen Deutschen Films der 60er und 70er, stellt mit „Nuit de chien“ einen exaltierten Fremdkörper in den gegenwärtigen Kunstkino-Betrieb: Seine Adaption eines Romans des Uruguayers Juan Carlos Onetti wirkt öfter mal überspannt im Tonfall und verworren in der Handlungsführung, dafür ist jede einzelne Geste völlig klar und schlicht gesetzt. Und spätestens wenn Sami Frey („Bande à part“) auf einem Samtthron auf die große Explosion wartet, lässt sich auch der versponnene Humor dieses Symbolismus-Noirs nicht mehr ignorieren. Aus der Zeit gefallen, und bewegend.