Kaum einer leidet so euphonisch, wie das israelische Pendant zu Janis Joplin. Ein Stimmwunder rettet sich aus der One-Hit-Wonder-Falle.
Spätestens seit Wankelmut Asaf Avidans "Reckoning Song" mit seinem Remix "One Day" in die europäischen Charts katapultierte, ist das kleine Stimmwunder aus Israel auch hierzulande den meisten ein Begriff. Seine Liebe zur Musik entdeckte Asaf aber schon früher, genau genommen in jenem Moment, in dem ihm eine andere versagt wurde: 2006 schrieb er sich nach der Trennung von seiner damaligen Langzeit-Freundin seinen Frust in sechs Songs nieder, die er auf seiner ersten Independent-EP "Now That You’re Leaving" vertonte. Gemeinsam mit Bandzuwachs, als Asaf Avidan & The Mojos, schaffte er es später bis nach New York.
Asafs außergewöhnliches Stimmorgan – man kann ihn wohl als weniger zugedröhntes Pendant zu Janis Joplin bezeichnen – führte ihn dann auf Solopfade. Nach seinem ersten Projekt, Avidan in a Box, folgt nun "Different Pulses". Der gleichnamige Track hat sich seinen Weg bereits ins Radio gebahnt. "Cyclamen" oder "Love It Or Leave It" tanzt mit beschwingtem Rythmus aus der Reihe. Der Tonus des restlichen Albums ist eher schwermütig bis melancholisch. In seinen Texten hadert der Singersongwriter mit dem eigenen Sein und sinniert über das ergiebige Thema der (unerwiderten) Liebe. "If I threw my broken body / let it shatter on the rocks / would you pick up all my imperfections / keep them hidden in your jewelry box", singt er in "Is this it?". Ein dankbares Thema. Aber auch vor politischen Texten schreckt der Sohn zweier israelischer Diplomaten nicht zurück und verarbeitet in "The Discipline" seinen Militärdienst, der für Israeli überdurchschnittlich lang ausfällt. "All the things these eyes have seen / this time they’ve really crossed the line / I think I’ll pack up all my shit / and cross to Palestine." Statt Trübsal zu blasen, lässt sich zu Asafs lustvoll leidendem Gesang die Winterdepression richtig schön zelebrieren.