Dreams & Nightmares

"Dreams & Nightmares" ist vielleicht die grösste Enttäuschung im sonst großartigem Rapjahr 2012. Bitter, denn auch auf einem eher miesem Album zeigt Meek sein großes Potenzial.

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Ich habe mir vor Jahren ACID besorgt um Lieder zusammen zu stecken und Mixes zu erstellen. Dies ist eine der Möglichkeiten das Programm zu verwenden, doch es kann wesentlich mehr. Brenk Sinatra produziert z.b. nur mit ACID. Rick Ross und Warner Bros gingen mit einer sehr reduzierten Philosophie an Meek Mills Debütalbum "Dreams and Nightmares" heran. Hier einer der besseren jungen MCs, der bereits mit 13 außergewöhnlich gut rappen konnte, der sich über die letzten zwei Jahre mit Features und Mixtapes einen Namen gemacht hat, und der seit mehreren Jahren in seiner Heimatstadt Philadelphia eine außerordentlich große Fanbase hat. Anstatt jedoch ein sehr gutes Album zu produzieren, entschied man sich für das „Allerwerts Album“, das sich sicher verkauft.

"Dreams and Nightmares" ist eine lieblose Zusammensetzung von teilweise beliebigen Nummern, ein Album ohne persönliche Note von einem der markantesten jungen MCs. Genauso so gut könnte statt Meek Mill auch Mürz Martin oder ein x-beliebiger anderer Mensch rappen. Statt einer kohärenten Produktion, interessanten Features und einem roten Faden durch das Album bekommt man ein Industrieprodukt zu hören, mit drei bis vier Hits und zehn Füllern. So findet man Features mit John Legend, Trey Songz und Mary J. Blige, drei Künstler, die in den letzten sechs Jahren musikalisch nichts von Bedeutung gemacht haben. Kirko Bangz, eine talentfreien Version von Drake, pusht Warner derzeit außerdem auf jeden Song. Bei der Nummer hört man Meek Mill deutlich an, dass er eigentlich keine Lust darauf hat. Das ist deswegen so bitter, weil das Intro zum Album unfassbar packt.

Die Nummer beginnt weich mit einem Klaviersample und langsamen Raps, bis Meek zur Mitte der Nummer hin aufdreht und düstere, dunkle Bilder malt, seine markante Stimme deutliche Akzente setzt. Auf "Traumatized" rappt Meek Mill über Erfahrungen mit dem Tod, dem Verlust von Vater, Verwandten und Freunden, ohne jegliche Mitleidshascherei, sondern mit einer großartigen Wut und Aggresivität, die es nur selten im Rap gibt. Einer der düstersten Rapnummern seit Langem folgt eine belanglose Nummer mit Rick Ross, in der das Koks, das er vertickt, Justin Bieber und Miley heißt. Ross fängt die Nummer mit „All I rap about is money, cause that’s all I know” an und man will ihm leider glauben. Der Executive Producer und Labelboss hat von viel mehr leider keine Ahnung. Die paar sehr guten bis ganz okayen Nummern, auf denen Meek Mill glänzt, sind frei von Rick Ross.

Alle Nummern jedoch, die nach dem Einserschmäh laufen – nämlich Feature, Radiohit, dumme Hook – haben ganz klar Ross‘ Einfluß, oder den eines ahnungslosen A&Rs bei Warner. Der Mangel an Qualität wird nur niemanden so wirklich stören. Meek Mill hat sein tolles Auto und seine Fans in Philly sind schnell glücklich. Warner und Rick Ross haben genug verkauft und noch dazu einen Rapper, der eine längere Halbwertszeit haben wird, weil er eben seine eigene Fanbase hat. Nur Rap insgesamt verliert damit, was den Beteiligten aber egal sein wird.

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