Electra Heart

Kaugummi Bitch – Wasserstoff statt Ebenholz, Britney statt Florence und Stangenware statt Sonderanfertigung. Marina Diamandis erfindet sich unglücklicherweise völlig neu.

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Was ist denn hier passiert? Die Waliserin Marina Diamandis alias Marina & The Diamonds, die 2010 mit ihrem Debüt „The Family Jewels“ die halbe Welt in Entzücken versetzte, präsentiert nun ihr zweites Werk „Electra Heart“ und wird damit wohl auf der ganzen Welt eher Verwirrung stiften. Die erblondete Diva setzt nämlich neuestens auf pumpenden Bombast und prototypischen Plastik-Pop. Man weiß nicht ganz, wie einem geschieht.

Mit den süßlichen Zeilen „Got a figure like a pin-up/ got a figure like a doll“ wird der Opener “Bubblegum Bitch” und somit scheinbar auch das inoffizielle Motto des kompletten Albums eingeleitet.

Die vormals so extravagante Sängerin mit der großen Stimme hat sich nun offensichtlich der fiesen Welt des American Pop verschrieben und verarbeitet die dabei unbedingt essentiellen Themen wie Liebe, Herzschmerz und Beziehungen auch dementsprechend detailliert. Stücke wie „Lies“, „The State Of Dreaming“ oder „Power & Control“ könnten mit ihren Euro-Trash-Beats, lieblosen Rhythmus-Gitarren und diversen Sound-Spielereien aus der Konserve unzweifelhaft genauso gut von allbekannten Popsternchen aus den USA stammen. Zusätzlich wird auch die voluminöse Charakterstimme mit sämtlichen störenden Effekten unterlegt, sodass sie nur in einigen wenigen Songs wirlich hörbar bleibt. Unter den kargen Highlights auf dem Album befinden sich beispielsweise das heißkalte „Primadonna“ das zärtliche „Teen Idle“ oder das stark an Imogen Heap erinnernde „Valley Of The Dots“. Aber damit ist dann auch schon zusammengejausnet, wie man so schön sagt bei uns.

Aber keine Sorge, Marina Diamandis kann die vielfach gestellte Frage nach dem Warum sehr einleuchtend beantworten. „Electra Heart“ macht sich nämlich bloß lustig über die eben angesprochenen Kaugummi-Pop-Allüren und ist gespickt mit Karikatur, Ironie und Doppeldeutigkeiten. Ahaaa, das Album ist also quasi ein Witz. Eh ulkig, aber das macht die Musik auch nicht besser. Naja, hoffentlich stellt das Album trotzdem nur eine Art gescheiterte Selbstfindungsphase dar, keine neue Lebenseinstellung.

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