Baker Street, Geige und Männerfreundschaft spielen hier zwar keine Rolle, nichtsdestotrotz bietet die Serie einen gewissen Unterhaltungswert aufgrund hübsch-konstruierter Fälle. Dass New York und nicht das nebelverhangene London Schauplatz diverser Tatorte ist, irritiert weniger, als, dass Watson das Geschlecht gewechselt hat.
Wie weit darf man sich vom Original entfernen, ohne in völlig neues Fahrwasser zu geraten? Bei Conan Doyles »Sherlock Holmes« eine häufig gestellte Frage, zumal das Zweiergespann Holmes / Watson bereits über 100 Jahre existiert und längst als Ikonografie der Populärkultur gilt. »Elementary« betreibt so gesehen Häresie pur: Watson wird zur weiblichen Drogen-Aufpasserin und Holmes zum verhaltensoriginellen Ex-Junkie. Die Entfernung vom Original ist groß, der Wechsel von London nach New York ist da nahezu vernachlässigbar, bleibt also nur mehr die unfassbare Kombinationsfähigkeit des dandyhaften Holmes übrig. Anspielungen auf Original-Storys bleiben – leider – unerkennbar, Verweise auf Irene (Adler) gibt es, somit bleibt ein gewisser Anstand gegenüber dem eigentlichen Figurensetting gewahrt. Auch Inspector Lestrard findet sein NYPD-Spiegelbild und natürlich auch Moriaty, der am Ende der ersten Staffel einen völlig neuen und spannenden Auftritt hat. Flotte Unterhaltung ohne allzu großen Anspruch, der weltweiten Holmes-Fangemeinde etwas wirklich ernsthaft Neues anbieten zu wollen.