Die Zwei-Mann-Rumpel-Folkband Two Gallants kramt auf ihrem dritten Album neue Geschichten aus den dunklen Ecken der menschlichen Seele hervor.
Adam Stephens und Tyson Vogel sind raue Zeitgenossen. Nicht unbedingt, wenn man sie auf der Straße sieht, wo die beiden schmächtigen Amerikaner in San Francisco ihre ersten Konzerte gaben, aber umso mehr in ihren Songs. Sänger und Gitarrist Adam erzählt Geschichten über Angst, Verlust, Scheitern und Selbstzentriertheit und bleibt dabei alles andere als an der Oberfläche. Lieber bohrt er mit dem Finger in der ohnehin schon offenen Fleischwunde und schlüpft in Charaktere in emotionalen Ausnahmesituationen. „Das reflektiert einfach die Art, wie ich mich manchmal fühle.“, erzählt Adam. „Unserem Leben fehlt durch das viele Herumreisen jede Normalität und Kontinuität. Wenn man sich einer Sache komplett verschreibt und dafür auf so vieles andere verzichtet, kommen dann halt auch extreme Gefühle wie Aggression oder Rücksichtslosigkeit eher hervor.“
In Songform gegossen ergibt das auf der dritten, selbstbetitelten Two Gallants-Platte – im Mai ist zusätzlich eine EP „Acoustic“ erschienen – vorwiegend ruhige, getragene Stücke, geprägt von Adams kratziger Kreissägenstimme, seinem schneidenden Gitarrengezupfe und Tysons in den ungestümeren Momenten geradezu irrwitzigem Schlagzeugspiel. Produzent Alex Newport hat sich im Gegensatz zur angesprochenen EP wieder vornehm zurückgehalten und nur vereinzelt und subtil Streicherpassagen beigesteuert. Das Grundgerüst – eine energetische Mischung aus Folk, Blues und Country – ist gleich geblieben. „Als ich 15 war hörte ich viel Punk und Grunge, aber ich wurde schnell unzufrieden und verlor das Interesse. Für mich war da wenig Reales, wenig Seele drinnen.“, erklärt Adam. „Stattdessen begann ich, amerikanische Traditional-Musik aus den 30er und 40er Jahren zu hören. Diese Musik wurde von richtigen Arbeitern geschrieben und nicht von Popstars.“ Aktuelle Platten hört er kaum, entsprechend frei von Hypes und Trends bewegt sich die Musik der Two Gallants dann auch. Vielmehr reicht ihnen die eigene, kleine Welt aus Geschichten, Emotionen und Einflüssen, aus denen ihre Songs entstehen. Und die sind zwar auf dem dritten Album nicht ganz so zwingend wie auf dem uneingeschränkt fantastischen Vorgänger „What The Toll Tells“, aber in ihrer simplen Schönheit und Eindringlichkeit immer noch berührend und mitreißend.