Enter 4

Entschleunigter Island-Pop, vorgelegt von einem bunten Kollektiv mit lustigen Instrumenten und Namen? Kennt man eh? Nicht wirklich offensichtlich. Hjaltalín!

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"Enter 4“ ist in Island schon vergangenen Dezember erschienen und wurde vermutlich auch ganz gut angenommen. Dies lässt sich allerdings nur mutmaßen, da irgendwie kaum irgendwo in den Weiten des Internet eine halbwegs vernünftige Referenz dazu zu finden ist. Die positive Mutmaßung aber deshalb, weil es nur nachvollziehbar wäre. Das Ding ist nämlich schon schön. Obwohl ja der Titel im Gegensatz zu den Vorgängern „Sleepdrunk Seasons“ und „Terminal“ etwas abstrakt geraten zu sein scheint. Ha, ist er aber gar nicht! „Enter 4“ soll festhalten, dass sich für das neue Album Violine, Oboe, Klarinette und Cello, respektive vier frische Musiker hinzugesellt haben. Jetzt sind sie sieben. Mindestens.

Schon nach den ersten paar Takten, Phrasen, Strophen, fällt auf, dass Hjaltalín trotz des super-isländischen Namens überhaupt nicht super-isländisch klingen. Nichts gegen den charakteristisch entschleunigten Island-Sound, aber einmal ein musikalisch-geographisches Klischee nicht zu hundert Prozent zu erfüllen, ist auch sehr sympathisch. Und zeugt außerdem von Eigenständigkeit. Das freut.

Jedenfalls beginnt „Lucifer/ He Felt Like A Woman“ mit nackten Drums, fast minimalistisch vermengen sich ein paar subtile Synths dazu, ehe raue Männer-Vocals einsetzen, die bekannt klingen. Gus Gus‘ Högni Egilsson singt da also. Gemeinsam mit der Sängerin Sigridur Thorlacius, deren Stimme so makellos klingt, als wäre sie gerade eben aus dem perfekten Popsong gepurzelt, platziert er die Songs irgendwo schwebend zwischen Kammermusik und Ambient. Ambient klingt wieder schwer nach Island? Nein! Das muss es zumindest nicht.

Auch entzückend ist der Fokus, der auf die Instrumente gelegt wird. Wie bereits erwähnt, verträgt sich auf „Enter 4“ die Oboe mit dem E-Bass genauso gut, wie die Klarinette mit dem Keyboard. Alles fügt sich.

„I Feel You“ klingt zwar ein wenig nach dem Gesang eines traurigen Orca-Wals, der in seiner Ozean-Hood seinesgleichen sucht, aber das macht nichts. „Crack In A Stone“ brilliert dafür wieder mit virtuoser Stimmensynthese und bezaubernder Ohrwurm-Melodie und das sopranistische Bittersüß von „On The Peninsula“ und „We“ ist sowieso arg.

Abwechslungsreicher, eigenständiger und wunderschöner Island-Pop ohne Island-Sound. Mehr davon, bitte! Auch von der Berichterstattung.

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