Enter The Slasher House

Turn on, tune in, slash out: Animal Collective Mastermind Avey Tare und Angel Deraddorian von den Dirty Projectors laden zum kollektiven Freakout ein.

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Als Ken Kesey und dessen Merry Pranksters 1966 mit einem Bus voller LSD durch die amerikanische Westküste zogen, war das nicht nur die Geburtsstunde der Grateful Dead, sondern auch des musikalischen Freakouts. Durch die Dekonstruktion von gängigen Spielarten des Populären sollte eine Musik entstehen, deren hauptsächliches Stilelement daraus bestand, sich farbenfroh in ihre Einzelteile zu zerlegen und dem braven Verse-Chorus-Verse Schema der Popmusik mittels kaleidoskopbefeuerter stream-of-consciousness Dramaturgie den kapitalistischen Teufel auszutreiben.

48 Jahre später versucht nun Animal Collective-Mastermind Avey Tare die Grenzen der Post-Psychedelic auszuloten. Nach dem mit Exfrau Kria Brekkan aufgenommenen und rückwärtsgespielt veröffentlichten "Pullhair Rubeye" und dem sumpfig dröhnenden Soloprojekt "Down There" führt auch "Enter The Slasher House" die konsequente Verneinung marktkonformer Verwertbarkeit unbekümmert fort. Aufgenommen mit Angel Deraddorian von den Dirty Projectors wird unter dem Alias “Slasher Flicks“ mit Lust und Laune dem Dekonstruktivismus gefrönt.

Der Opener “A Sender“ erinnert mit Tempi-Wechseln und Post-Core-Breaks noch am ehesten an den Sound von Avey Tares Mutterband Animal Collective. “Duplex Trip“ gibt die Richtung in jenes psychedelische Wunderland vor, in dem auch schon Syd Barrett der Wahnsinn aufgelauert hat. Die Single “Little Fang“, die mit ihrem lasziv düsterem Disco-Groove für beinahe eingängigen Wiedererkennungswert sorgt, ist dabei noch das konservativste Stück der Platte. Einen wirklich eigenen Akzent entwickeln die Slasher Flicks auf Tracks wie “Catchy (Was Contagious)“, “Your Card“ oder “Modern Days E“. Hier scheinen die diversen Versatzstücke auf eine organische Art und Weise zu verschmelzen – und aus der Summe der einzelnen Teile wird ein ausgewachsener Klangkörper, ein Freakout, der für sich selbst steht, ohne dabei Assoziationsketten in die Musikgeschichte zu spinnen.

“Enter The Slasher House“ ist ein gewaltiger Brei-Of-Sound, in dem Pop, Psychedelic, Soul und Electronica aufeinanderprallen wie ADHS-Kinder im Autodrom. Bei jeder Kollision bläst sich der formschöne Krawall ein Stück mehr auf, um schließlich wie ein knallbunter Kaugummi mitten im Gesicht zu zerplatzen. Die Monstermetapher, die “Enter The Slasher House“ umgibt, soll für Abgrenzung und Kollektivität zugleich stehen. Es ist eine Pose, die dem Hörer zum In or Out zwingt: Sei ein Weirdo! Wenn du mit uns auf den Trip gehst, gibt es keinen Weg zurück.

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