#ÄhmEinhundertfünfundachtzig –
Noise, New Wave, Post-Rock, Indie-Pop – M185 lösen die letzten Jahrzehnte des Rock & Roll in harmonischen Riffs und schrammeliger Dissonanz auf.
M83, L7, M185 – keine vermissten malaysischen Flugzeuge, sondern schwer googlebare Bandnamen. Im Gegensatz zu den vorwiegend britischen "The"-Bands, die Mitte der 00er Jahre wie Pilze aus dem Boden schossen, morst Pop heute mit Bands, denen Konsonanten fehlen à la Sbtrkt oder Chvrches, ver-"xten" à la The XX, XXYYXX oder Verwandtschaftsverhältnissen wie Sohn, Daughter oder Boy wieder kryptische Bandnamen. Diese müssen keinen tieferen Sinn haben, sondern einfach nur von der Ästhetik her funktionieren – auf vergilbten Polaroid-Covers und Jutebeutel.
Auch wenn sich keiner so recht traut, es als Erster auszusprechen: Die Wiener Band M185 hat einen dieser Internet-Bandnamen, den man sich nur in Kombination mit einfachen Songtiteln merkt. Mit "Spoon" etwa, der ersten Single zu ihrem dritten Album "Everything Is Up": Da prescht eine dreckige Leadgitarre gleich vorneweg, vermischt sich mit dieser kreidigen Stimme von Sänger Wolfram Leitner, mit trockenen Basslinien und verzwirbelt sich zu dieser traumhaft hookigen Melodie. Man muss ein bisschen an "Kracked" von Dinosaur Jr. denken. Die Wiener Garage-Rock-Band macht Indie-Rock. Keinen so poppigen wie Gin Ga, keinen diskursiven wie Ja, Panik und keinen elektroiden wie Francis International Airport oder Mauracher. Man hat offenbar in letzter Zeit weniger Sonic Youth, aber trotzdem viel krachigen Rock der frühen 90er gehört. Aber während die Songs früher mit reichlich schroffem Noise aufgeraut wurden, wirken M185 nun gesünder und aufgeräumter. Und die krautigen Schrammeleien mit geröteten Bäckchen stehen der Band. Oder auch die Bläser- und Chor-Arrangements. Man weiß bei M185 zwar immer, dass es in den USA, in der Normandie oder in Polen auch zahllose Bands gibt, die ganz ähnliche Sounds fabrizieren, dass diese Musik also absichtlich nichts Neues ist, sondern mehr ein bestimmtes Gefühl sucht, wie eine Autofahrt in einem coolen Karren. Aber es geht eben darum, wie diese Fahrt besonders lässig werden soll, wie alle Details zusammen stimmen. Und auf „Everything Is Up“ tun sie das schon.