Excellent Italian Greyhound

Nenne Steve Albini einen Produzenten und du bist schon in Schwierigkeiten. Er ist ein Toningenieur, der Musikern nur hilft, so zu klingen, wie sie eigentlich klingen wollen. Dafür hat er sich eine quasi ökologische Arbeitsweise angeeignet: Lieber nach dem Reinheitsgebot aufnehmen als im Nachhinein mit Overdubs die dünne Suppe mit Geschmacksverstärkern zu versehen. Die Liste […]

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Nenne Steve Albini einen Produzenten und du bist schon in Schwierigkeiten. Er ist ein Toningenieur, der Musikern nur hilft, so zu klingen, wie sie eigentlich klingen wollen. Dafür hat er sich eine quasi ökologische Arbeitsweise angeeignet: Lieber nach dem Reinheitsgebot aufnehmen als im Nachhinein mit Overdubs die dünne Suppe mit Geschmacksverstärkern zu versehen. Die Liste der Bands und Platten, die von Albini so veredelt wurden, ist ein kleines Who-is-Who des alternativen Musikschaffens zwischen Punk, Grunge und Folk. Schon aus diesem Grund ist jede Platte seiner eigenen Band ein Großereignis für Musikjournalisten, die Albini aus tiefsten Herzen verachtet. „Can you hear me now?“ schreit er als Radio-DJ im ersten Track, der nicht viel mehr als einen Gitarrenakkord und eine Snaredrum braucht, in eine menschenleere Welt hinaus. Dabei ist ihm im Grunde ziemlich egal, ob ihn jemand hört oder hören will. Nach dieser Einleitung eröffnen Shellac eine Show, die denen, die zuhören wollen, einiges abverlangt. Da wird bis auf das Skelett abgemagerter Hardcore wie „Steady as she goes“ geboten, zersplitterte Skulpturen wie „Be prepared“ oder vergleichsweise versöhnlich klingende Variationen eines instrumentalen Melodiefetzens wie bei „Kitty Pants“. Immer wird jedoch nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ gearbeitet. Ein paar wenige Akkorde, ein Basslauf, oder präzise gesetzte Drums werden angerissen, variiert und – bevor sich Monotonie breit macht – zertrümmert und wieder neu zusammengesetzt. Er könne als „genuine article“ gesehen werden, singt Albini einmal. Bei keinem Musiker trifft das so zu wie bei ihm. Wenn so jemand dann noch andere Musiker findet, die ähnlich wie er ticken, kann Musik entstehen, die trotz aller Ökologie und Reduziertheit eine ungeheure Intensität vermittelt.

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