Extra Playful

John Cale meldet sich mit einer 5-Song EP, die im künstlerischen Kanon der musikalischen Legende nicht mal als durchschnittliches Werk zu bezeichnen ist.

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Was ist bloß mit John Cale geschehen? Fast glaubte man, der begnadete Ausnahmekünstler wäre in den würdevollen Ruhestand übergetreten. Denn bis auf recycelte Liveplatten und Studio-Compilations sowie einer Hand voll ausgewählter Konzerte, in denen Cale seine Großtaten aus den 60er und 70er Jahren zum Besten gab, hörte man nicht mehr viel von dem Musiker, der einst die legendären Velvet Underground mitbegründete.

Nun meldet sich Cale jedoch mit einer neuen EP zurück: “Extra Playful“ besteht aus fünf Songs, die einen Vorgeschmack auf ein für 2012 angekündigtes Comeback-Album liefern sollen. Leider ist “Extra Playful“ im Kanon des Künstlers nicht mal als durchschnittliches Werk zu bezeichnen. “It‘s catastrophic how money goes“ singt Cale in “Catastrofuk“, dem ersten Track der EP – vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl, warum er gerade jetzt mit neuem Studiomaterial aufkreuzt? Der nächste Song “Whaddya Mean By That“ klingt zwar nach einem ziemlich vorhersehbaren copy and paste-John Cale Stück, ist aber trotzdem der beste Song auf “Extra Playful“: Scheppernde Drums und dringliche Gitarren stampfen sich den Weg durch Post-Punk-Melancholie, während Cale das Poesiebuch auspackt: “Teach me how to love, teach me how to hate“. Das lyrisch wie musikalisch etwas simple Lied besticht allerdings durch Mitsing-Popaffinität und hätte auch als Lückenfüller auf einem seiner Mitsiebziger-Alben vertreten sein können.

Ganz schlimm wird es dann aber mit “Hey Ray“. Der Song – der leider keine “Sister Ray“-Hommage ist – klingt wie der händeringende Beweis eines alternden Mannes, das er auch 2011 noch Musik am Puls der Zeit machen kann. Cale versucht sich in dem Track unter anderem an Electronica-Gezirpe und Drum‘n‘Bass-Beats und scheitert dabei ganz außerordentlich. Mit dem frankophonen “Pile A L‘Heure“ setzt er eins drauf und serviert seiner Hörerschaft bisher ungeahnte Ausmaße an Kitsch. “All the days were spent on the same potential“, singt Cale im musisch ziemlich austauschbaren EP-Closer “Perfection". Der Song tümpelt so sehr durch die seichten Gewässer der Vorhersehbarkeit, dass es weh tut. Vor allem wenn man das Werk von John Cale eigentlich liebt und schätzt.

Alles in allem muss man sagen, das “Extra Playful“ eine der wohl größten Comeback-Enttäuschungen dieses Jahres ist. Ob John Cale auf dem angekündigten neuen Album dennoch die Kurve kratzt … die Hoffnung stirbt zuletzt. Genau die erhält aber mit dieser 5-Track-EP einen massiven Dämpfer.

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