Divinity – Original Sin

Einsteigerfreundlichkeit ist etwas anderes, aber hier werden vergessen geglaubte Rollenspieltugenden zelebriert und neu interpretiert.

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Dass es da draußen eine Generation von Rollenspielern gibt, die immer noch Titeln wie „Baldur’s Gate“ nachtrauern, hat nicht erst die Kickstarter-Kapagne zu „Divinity: Original Sin“ gezeigt. Aber sie hat bewiesen, dass die Nostalgie die Geldbörsen locker sitzen lässt, und so durften die Entwickler von Larian Studios nach Lust und Laune ihre Erwartungen höherschrauben, um eine dynamische und ausgedehnte Welt voller moralischer Entscheidungen und taktischer Runden-Kämpfe entstehen zu lassen. Ein Pflichttitel also, wäre da nur irgendjemand, der uns während der ersten Quests ein klein wenig an die Hand nehmen würde. Denn die ersten Stunden in Rivellon verbringen motivierte Abenteurer mit der Suche nach Anhaltspunkten, nach lösbaren Quests und vor allem nach Gegnern, deren Angriffe die eigene mickrige Gruppe nicht schon in der ersten Runde dezimieren. Und selbst wenn die ersten Aufgaben erfüllt und die ersten Untoten mühevoll ein wenig toter gehaut wurden, lassen spürbare Charakterverbesserungen gerne auf sich warten. „Divinity“ ist ein Spiel für Tüftler, für den Kern der Core-Gamer, für Frustbefreite und Nostalgiker; was ein bisschen schade ist, weil es auch allen anderen viel hätte bieten können.

Wer sich darauf einlässt bekommt dann aber einiges geboten. Nicht so sehr von der epischen Handlung, denn die überrascht nur in Ansätzen, aber von der freien Spielwelt, die unzählige Optionen eröffnet: Freie Charakterentwicklung über Klassengrenzen hinweg ist erfreulich, aber nichts Neues. Dass sich die einzelnen Mitglieder unserer Gruppe auf Basis getroffener Entscheidungen weiterentwickeln, ist schon spannender. Und wenn in den bockschweren Kämpfen die Umgebung entscheidet, weil eine Wasserlacke den Blitzzauber verstärkt oder der Regen unsere Frontkämpferin vor dem Flammenwerfer schützt, dann beginnt das Spiel langsam sein Potenzial zu entfalten.

Wer der Meinung ist, Rollenspiele seien nicht mehr das was sie einmal waren, der kommt um diesen Titel nicht herum. Mit der Bereitschaft, sich einzuarbeiten und ein bisschen zu leiden, eröffnen sich hier eine wunderbar zeitraubende Fantasy-Welt.

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