Rotzige Rock’n’Roll-Attitüde, psychedelisches Wirrwarr und eine Stimme, die grantiger klingt, als die eines Gallaghers. In your (Stereo)face!
Die vier Jungspunde von Stereoface aus der steirischen Hauptstadt kommen auf ihrem zweiten Album „Face It“ mit einem Selbstbewusstsein und einer Unbekümmertheit daher, von der sich sämtliche Musiker von der Insel ein kleines Scheibchen abschneiden können – aber nicht zu viel, wir brauchen sie ja noch.
Bewaffnet mit der klassischen und immer wieder wirkungsvollen Gitarre-Bass-Drums-Instrumentierung haut das sympathische Quartett ein Stück nach dem anderen heraus und beweist bereits mit dem Opener „Distress“, dass es sich hier um keine durchschnittliche Gitarrenrock-Formation handelt, sondern um leidenschaftliche Musiker mit dem gewissen Wiedererkennungswert und unzweifelhaftem Talent im Songwriting. Hilfestellung holte sich die Band für ihren Zweitling von niemand geringerem, als Produzent Clive Martin, welcher – wie passend – bereits mit Größen, wie Nick Cave And The Bad Seeds, The Cure, sowie Talking Heads-Frontmann David Byrne zusammengearbeitet hat und Stereoface mitunter zu ihrem charakteristischen, versatilen Sound geleitete, welcher sich durch Rock’n’Roll, experimentelle psychedelische Elemente und die Stimme des Lead-Sängers Paul Pfleger auszeichnet, welche fast noch genervter und rotziger klingt, als die eines frühen Liam Gallagher. Jedenfalls würde sich dieser bestimmt darüber echauffieren, was ja grundsätzlich als Kompliment zu verstehen wäre.
Grundsätzlich funktioniert der einerseits von den 60ern und andererseits vom Britpop der 90er geprägte Stilmix von Stereoface sowohl bei lauten, haarsträubenden Rockhymnen („Quelle Horreur“), welche teilweise auch an den Noise Rock von A Place To Bury Strangers oder Killed By 9V Batteries erinnern, als auch bei jammernden Balladen („In The Queue“). Wahrlich ein an sich gutes Album, das die vier Britpopper aus Graz hier vorgelegt haben – nur halt nicht schwächeln gegen Ende hin.