Fin

Putting the witch back into witch house – Der Katalane John Talabot verzückt auf seinem Debüt-Album mit einem funkelnden Amalgam aus Slow-Motion-Disco, Electronica, Krautrock und anspruchsvollem House. Endlich Musik, die sich zutraut das House-Pferd von einer anderen Seite aufzuzäumen.

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John Talabot kommt aus Barcelona – eine Stadt, die zwar eine reichhaltige und prominente Clublandschaft zu bieten hat, aber eher wenige international bekannten Elektronik-Acts hervorgebracht hat oder beheimatet. Umso schöner, dass sich gerade ein junger Musiker der sich deeper feinschmeckerischer House- und Disco-Verkreuzungen verschrieben hat, anschickt der nächste große Clubstar der katalanischen Hauptstadt zu werden. Der Name John Talabot blitzte bereits nach seinem ersten Single-Release auf dem Münchner Label Permanent Vacation in sämtlichen Szene-Gazetten, Blogs und DJ-Charts auf. Letztes Jahr wollte sich John Talabot noch als Teilnehmer bei der renommierten Red Bull Music Acadamy bewerben, überrascht musste dieser allerdings feststellen, dass die Music-Scouts der Academy ihn nicht als Zuhörer sondern als Vortragenden eingeplant hatten. Neben seinen eigenen Produktionen und Remixen für Acts wie The XX, Joakim oder Shit Robot, arbeitet der Musiker auch mit seinem Label Hivern Discs an spannenden Disco-House-Kreuzungen. Sein Ruf eilt ihm und seiner Musik voraus. Die Aufregung sein Debüt-Album betreffend ist ungewohnt hoch, allerdings ist auch die Fallhöhe für den jungen Musiker eine andere.

Gekonnt und feinfühlig werden auf „Fin“ Ästhetiken wie Hauntology, Krautrock, Slow Motion Disco, Deep House oder Techno zitiert und zu einem der spannendsten aktuellen House-Entwürfe vermanscht. Was auf dem Papier überambitioniert oder gar albern wirkt, wird in John Talabots Ausarbeitung aber richtig spannend. Dunkle Drones und eiernde Synths reiben sich an wilder Percussion, Kuhglocken durchstoßen Schreie aus dem digitalen Nirvana, spacige Carpenter-eske Krautdisco-Nebel werden von heruntergekochten Soul-Vocals gelichtet – John Talabot schafft es mit „Fin“ den Kanon wichtiger House-Platten der Nullerjahre zu erweitern und die in die Ecke gespielte House Music aus der Sackgasse zu führen. Ähnlich wie junge Broken Beatbastler, die aus einem riesigen Musikfundus schöpfen und so ihrem Sound neue Nuancen abringen, dringt auch der Disco-Houser John Talabot mit seinen Tracks in ungehörte Gefilde vor. Der Titel des Albums ist hingegen hoffentlich nicht wörtlich zu nehmen.

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