Flowers

Das zarteste Pflänzchen übersteht manchmal den kältesten Winter. Sin Fangs Fauna bringt teilweise sogar Eisplatten zum Schmelzen. Es bleibt glitzernder Tau. Und ein Haufen Matsch.

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Sindri Már Sigfússon, wie der isländische Singer-Songwriter und Gründer der Band Seabear eigentlich heißt, hat sein drittes Solo-Album „Flowers“ in die kostbaren Hände von Producer Alex Somers gelegt, der bereits für den charakteristisch berauschenden Pomp and Circumstance von Sigur Rós und Jónsi verantwortlich war. Ähnlich Gewaltiges hatte er wohl auch mit Schützling Sin Fang vor. Dieses Unterfangen scheint grundsätzlich auch sehr gelungen – überlagerter Stadion-Pop trifft auf leise und fragile Stimm- und Melodiesequenzen, die jede Menge bunt schillernde Assoziationen zwischen lieblichem Frühlingserwachen und besinnlicher Weihnachtszeit hervorrufen – schon eher gewöhnungsbedürftig.

Woher genau diese Assoziationen kommen? Nun, bereits der Opener „Young Boys“ präsentiert ein eigenartiges Christmas-Carol-Intro, unterlegt mit goldenen Glöckchen und Aufzieh-Spielzeug-Geräuschen. Da kann man fast nicht aus, wirklich. Auch beim nachfolgenden Stück „What’s Wrong With Your Eyes“ werden die (zum Teil gedämpften) Vocals von überlagertem Hintergrundgeraschel und aufdringlichen Soundeffekten begleitet. Nein, sogar davon übertönt. Irgendwie irrsinnig anstrengend. Vor allem dann, wenn man sich das ganze Album zu Gemüte führt, denn es kommt einem vor, als wäre jeder einzelne Song auf ebendiese Art und Weise aufgebaut. Schöne Stimme auf (oder unter) viel zu viel instrumentalem Alles-auf-einmal. Und die Glöckchen! Dieses verdammte omnipräsente Gebimmel! Und die nicht enden wollenden „Ooh-Aah“-Chöre! Wirklich gewöhnungsbedürftig!

Wir wollen aber das, äh, Christkind nicht gleich an die Wand malen, denn „See Ribs“ kommt beispielsweise fast ohne diesen nervigen Schnickschnack aus und reduziert sich in der Begleitung gekonnt auf dominante Drums. Ebenso spannend ist das elektrisch geladene Fade-Out von „Everything Alright“, das an MGMT aus guten, alten „Oracular Spectacular“-Zeiten erinnert.

Okay, gut, diese Kleinigkeiten machen „Flowers“ trotzdem zu keinem Geniestreich. Einen einzelnen Singer-Songwriter an ein Sigur Rós’sches Orchester anzugleichen – nur weil auch aus Island – funktioniert nicht. Es ist einfach too Matsch.

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