Forgiveness Rock Record

Eröffnet Frühlingsgefühle

Broken Social Scene, die musikalische Großfamilie aus Kanada, veröffentlicht mit „Forgiveness Rock Record“ ihr fünftes Album und erklärt die sonnigen Zeiten des Jahres für eröffnet.

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Es gibt Alben, die sind wie guter Rotwein und brauchen, bis sie sich öffnen. „Forgiveness Rock Record“, das erste Album von Broken Social Scene seit 2005, ist der von der Sonne geblendet blinzelnde Veltliner und braucht nur eine Minute. Dann ist das erfrischende Gitarrenthema des Openers „World Sick“ zum ersten Mal erklungen und die Gehörgänge besetzt.

Dass fünf Jahre seit dem selbstbetitelten letzten Album vergangen sind, ist leicht erklärt. Nicht nur Leslie Feist, die in der Zwischenzeit am Mainstream-Star-Status gekratzt hat, bewegte sich auf Solopfaden, auch ihre Kollektivkollegen Amy Millan, Kevin Drew und Brendan Canning veröffentlichten Werke unter ihrem Namen, wenn auch stets mit kräftiger Mithilfe der Großfamilie.

„Forgiveness Rock Record“ hat sie 2010 wieder vereint, auch wenn der Kern des Albums „nur“ von den sechs Herren – Kevin Drew (voc, git), Andrew Whitman (voc, git), Charles Spearin (git), Sam Goldberg (git), Brendan Canning (voc, bass) und Justin Peroff (dr) –eingespielt wurde. Beigetragen haben Feist, Amy Millan und Emily Haynes, nebst Mitgliedern von The Sea and Cake und Tortoise, natürlich trotzdem. Herausgekommen ist ein Album, welches den Frühling einzuläuten vermag. Unprätentiöser, leicht folkiger Baroque-Pop wird mit charmanter, vokaler Mehrstimmigkeit auf 14 Stücke ausgebreitet. Die Disharmonien sind eingewintert, zumindest die musikalischen. Das bitter in bittersweet bringen Broken Social Scene über die textliche Ebene ein und laufen so nicht Gefahr, Onkel Pathos anheim zu fallen. Etwas opulenter als die Vorgänger ist die Platte wohl geworden, ohne jedoch an Leichtigkeit zu verlieren. Dafür ist die Schwarmintelligenz zu ausgeprägt und wie beiläufig eingestreute Fragilitäten wie „Sentimental X’s“ zu zauberhaft.

Broken Social Scene sind wieder da und auch wenn man noch nicht weiß, in welcher Besetzung sie am 22. Juni das Wiener Flex beehren werden um „Forgiveness Rock Record“ vorzustellen, es wird etwas in der Luft liegen. Frühlingsgefühle.

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