Furniture

Ein bisschen Morrissey-Zynismus, ein bisschen Queen-Glamour, ein bisschen Soft Cell-Synthies – Die walisischen Rennpferdchen treiben es kunterbunt und bittersüß.

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Es gibt da diese nett gemeinte Formulierung unter guten Freunden, dass „jemand zum Inventar gehört“, wenn derjenige gern gesehener Dauergast in der Bude des jeweils Anderen ist. Eigentlich ein erfreuliches Kompliment in jeder Hinsicht – möchte man meinen. Für Race Horses aus Aberystwyth/Wales, wo die Gründungsmitglieder Dylan, Meilyr und Gwion angeblich beinah lächerlich gegenteilig aufwuchsen, wie die coolen Kids aus der englischen TV-Serie „Skins“, hat diese liebenswürdig scheinende Äußerung jedenfalls absolut nichts Positives an sich. „And I’m so tired of the rhythm and the pattern of our daily lives. The fun is gone, we are furniture.” – So lautet eine bahnbrechende Zeile im Titelsong „Furniture“. Oha! Eine interessante Sicht der Dinge haben sie wahrlich, die Race Horses.

Interessant ist auch, dass das ursprüngliche Trio nun zu einer Five-Piece-Formation mutiert ist, sowie die spannende Dichotomie, die die Band zwischen Lyrics und musikalischer Untermalung kreiert. So sind die Texte nämlich voller Frustration über gescheiterte Beziehungen und andere unangenehme Erwachsenen-Issues, Missmut und Schmerz, während die Instrumente und Effekte bunter und funkelnder nicht sein könnten. Sehr Mid-Eighties, das Ganze. Also wirklich sehr. Dass das aber zumeist total charmant und mitreißend ist, macht „Furniture“ zu einem kleinen nostalgischen Hör-Erlebnis, zu dem man auch wunderbar jede Menge Einflüsse aus den letzten beiden Jahrzehnten zusammenkratzen könnte. Und los!

„Sisters“ ist sogar so Morrissey-esk, dass man, wenn man es nicht besser wüsste, von einer brandneuen Nummer des mittlerweile in die Jahre gekommenen Suedeheads ausgehen könnte. Ähnlich ist es auch bei anderen Stücken. Das nachfolgende „What Am I To Do“, das stimmlich gesehen auch von Spandau Ballet sein könnte, ist stark emotional, fast verzweifelt und kulminiert in einem einfachen, aber aussagekräftigen Moll-Gitarrensolo. „Bad Blood“ stellt hingegen einen brillianten, trabenden Popsong dar, der mit Orgel-Elementen eindeutig Lieblingslied-Potenzial ausstrahlt, das The Futureheads nicht authentischer hätten hinbekommen könnten.

Langsam schwingt man nicht mehr nur innerlich das Tanzbein. Race Horses kriegen den Spagat zwischen Optimismus und Pessimismus erfreulich souverän hin. Die Mischung macht’s und die ist in dem Fall gut.

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