Grinderman 2 RMX

Die außergewöhnlichen Gentlemen des Rock holen sich epochale Hochkaräter ins Boot und interpretieren und kollaborieren, was die Saiten halten.

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Remixes oder ganze Remix-Alben im Speziellen sind ja bekanntlich immer so eine Sache. Zumeist meint irgendein x-beliebiger (Star-)DJ sich über vorgefertigte Stücke hermachen zu müssen, um sie schließlich auch beruhigt im hippen Szeneclub als elektronische Tanzmusik präsentieren zu können. Kann gut ausgehen, tut es aber in den meisten Fällen nicht. Zum Glück wurde diese kontroverse Prozedur des Neu-Abmischens bei Grinderman fundamental anders interpretiert. Die Vorstellung von vier garstigen, zugegebenermaßen in die Jahre gekommenen, Smoking tragenden Männern in der In-Disco wäre aber auch ganz schön surreal gewesen.

Möchte man nun also als Grinderman die ohnehin fast nicht mehr zu übertrumpfende zweite Wahnsinns-LP „Grinderman 2“ neu mixen, braucht man vermutlich einfach nur sein kleines schwarzes Moleskin-Adressbüchlein durchzublättern und die besten Künstler und prominentesten Namen herauszuschreiben. Folglich setzt man sich unter anderem mit Josh Homme („Mickey Bloody Mouse“), Robert Fripp („Super Heathen Child“), Unkle („Hyper Worm Tamer“) und The National-Frontmann Matt Berninger („Evil“) im hauseigenen Saloon mit einigen Flaschen Whiskey und kistenweise Zigarren zusammen, zwirbelt dabei Fliegen und Schnurrbärte und erzählt zwischendurch ein paar schmutzige Witzchen – Deal. Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen des Blues-Rock’n’Roll hat gesprochen.

Schließlich wird anstatt auf das Trimmen auf Funktionalität im urbanen Tanztempel auf die sich nicht großartig verändernde Handschrift der unverkennbaren Schöpfer rund um Godfather Nick Cave Wert gelegt, welche unter A Place To Bury Strangers-artiger Noise-Raserei („Worm Tamer“), dem lautem Saiten-Geziehe von Yeah Yeah Yeahs-Gitarrist Nick Zinner („Bellringer Blues“) und weiteren gelungenen Extremen in Richtung Psychedelic Rock, Folk und Blues durchaus noch stolz durchschimmert.

„Grinderman 2 RMX“ funktioniert als willkommene Ergänzung zum 2010 erschienenen, vor Genialität fast überlaufenden und den Enthusiasmus jeder jungen Rockband locker in den Schatten stellenden, zweiten Album der adretten Altmeister. Genialität bleibt, Enthusiasmus bleibt – Kniefall.

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