Regisseur Kenan Kiliç wurde Anfang der 60er Jahre in der Türkei geboren und kam als 20jähriger nach Österreich. Über seine Arbeit für die ORF-Sendung „Heimat, fremde Heimat“ gelangte er zum Film, um nun mit „Gurbet – In der Fremde“ von jenen türkischen Gastarbeitern zu erzählen, die vor 40 Jahren mit Blumen in Österreich empfangen wurden, deren unveränderter Status als „Gast“ jedoch mittlerweile als fragwürdig bezeichnet werden muss.
Kiliç gelingt es, die unterschiedlichsten Geschichten und Schicksale zu versammeln und jene erste Generation zu Wort kommen zu lassen, die sich von keiner ihrer beiden Heimaten immer gerecht behandelt fühlt. So fragt sich der in Wien lebende Taxifahrer Hatice Çakir: „Wer bin ich? Ich sitze auf einer schnurlosen Schaukel zwischen zwei Welten. Hier sagen sie, ich bin ein türkischer Tschusch, dort sagen sie, ein deutscher Tschusch.“ In seinen Argumenten und Bildern bleibt der Film beiden Ländern gegenüber aufrichtig sowie kritisch. Hüseyin Ates lebt auf 25 Quadratmeter und hat 40 Jahre lang in Österreich gearbeitet, um seine sieben Kindern in der Türkei finanziell unterstützen zu können. Bei seinen jährlichen Kurzbesuchen in der alten Heimat muss er jedoch jedesmal schmerzhaft die Distanz zu ihnen erkennen. Beachtlich das österreichische Archivmaterial, das die katastrophalen Lebensbedingungen der türkischen „Gäste“ in ihren Schlafstätten und Notunterkünften zeigt. Der Wahlkampf der FPÖ 2008 macht klar, dass Österreich selbst 40 Jahre später noch nicht gelernt hat, was Gastfreundschaft bedeutet.