Ein gruseliger Sommer? Im Gegenteil: Hier tanzt Selfmade Synth-Pop leichtfüßig in seiner ganz eigenen Bubblegum-Liga.
Wenn man in den Sommermonaten durch das sogenannte „Plateau“ Kanadas Hauptstadt des Bilingualimus radelt, mag man sich kompromisslos der Illusion hingeben, es gäbe nichts Schöneres auf der Welt. Eine Umgebung, in der sich das Quintett aus Montréal bereits einen Namen gemacht hat. Und so langsam schwappen kleine Wellen der musikalischen Leichtigkeit über den Atlantik nach Europa. Fernab von Ernsthaftigkeit und dem Überbewerten der eigenen Kompositionen, steht bei den Silly Kissers der Spaß im Vordergrund. Niedlicher, vielmehr süßer naiver Popsound kombiniert mit simplen Lyrics über die Liebe und den darauf folgenden Kummer.
Ein Attribut, gegen das die fünf Küsser nicht versuchen anzukämpfen. Der ewige Vergleich mit kaugummiartigem DIY-Sound scheint kaum zu nerven. Es ist ihr ungewolltes Konzept – alles passt zusammen und verleiht der Band an nahbarer Authentizität. Diskussionen über die Gesangsqualitäten des Front-Duos David Carriere und Jane Penny sind zweitrangig. Vielmehr fragt man sich welches Genie die unglaublich eingängigen Arrangements geschaffen hat. Selbst betiteln sie sich als „fresh“ und geraten bei der Frage nach der Definition ihrer Musik in spaßiges Schleudern: „It is the newest and the oldest sound … but nobody even knows.“ (David Carriere). Mag man vorerst schmunzeln oder gar abwertend lachen, gewinnt die sympathische Band spätestens jedes Herz, wenn man in eine überfüllte Montrealer Bar stolpert und sich plötzlich dabei wiederfindet, ausgelassen, mit einer bereits treuen Fangemeinde, zu so ungezwungener Popmusik zu tanzen. Es gilt also: wer in in den zuckersüßen Kuchen beißt, leckt sich nach diesem Genuss garantiert die Lippen.