Zwei Ehepaare treffen mitsamt ihren Einzelkindern im kalten Norwegen zuerst nachbarschaftlich, später körperlich aufeinander. Eingebettet in eine eher unfreundlich wirkende Schneelandschaft entpuppen sich die Sehnsüchte der vier Erwachsenen jedoch als Sackgasse.
Ein Debüt-Film (Regie: Anne Sewetisky) im Schatten eines großen – geht das gut? Offensichtlich ja, denn zumindest in seinem Heimatland war »Happy Happy« trotz (oder eben wegen) dem offensichtlichem »Icestorm«-Vorbild (Ang Lee) ein formidabler Erfolg. Das Verkaufsregal »Komödie« trifft und trifft auch wieder nicht. In Regionen, wo der Winter eher ein Kurzereignis und vor allem ein bejodelter Sportevent ist – also bei uns im Osten Österreichs – wirkt der Film, eingebettet in eine wirklich endlose Schneelandschaft mit geschätzten minus 15 Durchschnittsgraden eher einen Tick zu bedrückend. Auch der Wortwitz braucht offensichtlich halbwegs erträgliche Temperaturen! Zum Inhalt: Zwei Ehepaare mit jeweils einem Kind, zwei Häuser und links, rechts, oben, unten Schnee, nichts als Schnee. Sie sind Nachbarn – die einen gerade erst hinzugezogen –, die sich zuerst etwas unbeholfen mit Lichtsignalen zwischen den Fenstern näherkommen. Das Bobo-Paar Elisabeth (Maibritt Saerens) und Sigve (Henrik Rafaelsen) wirkt eher liberal und intellektuell, Kaja (Agnes Kittelsen) und Eirik (Joachim Rafaelsen) ein kleinwenig einfältig. Vom gemeinsamen Kartenspiel über den Kirchenchor geht es irgendwann ab ins warme Bett, freilich diagonal, was so manches an aufgestauten Energien losbrechen lässt. Vor allem bei Eirik, der sich seine offensichtliche Homosexualität nicht und nicht eingesteht – wenn er sich vergnügt, geht er offiziell Elche jagen –, bringt das einiges an Komplikationen. Letztendlich sind beide Paare unglücklich miteinander verstrickt. Poetisch – in Erinnerung an Ang Lees fabelhaft ins Bild gesetzten Eissturm – wird »Happy Happy« dort, wo der eine Sohn nach der Weihnachtsbescherung sein neues Modellflugzeug in der nächtlichen Schneelandschaft ausprobiert und zwischen Lichtungen und weißen Tannenbäumen kreisen lässt. Da gelingt dem Film etwas wirklich Neues und Großes, nämlich ein neues Bild von Glückseligkeit. Die facettenreichen Kirchenchor-Szenen aus dem evangelischen Norden Europas kennt man als Arthouse-Filmgeher jetzt doch schon ziemlich gut, das Tête-à-tête der Paare ist halblustig, bestürzend sind eher die Szenen, die sich jenseits der elterlichen Wahrnehmung im Kinderzimmer zwischen dem weißen und dem adoptierten schwarzen 8-jährigen Jungen abspielen, die unangenehmste Sklaven-Anspielungen zum Inhalt haben. Auch das liegt jenseits der Komödie, allein die humane Auflösung der tiefwinterlichen, ein bisserl finnisch-depressiv wirkenden Paar-Verwirrung jenseits des 68. oder meinetwegen 82. nördlichen Breitengrades bestätigt die Katalogisierung von »Happy Happy« im Komödienfach.