Nach ihrem Debütroman „Die Asche meiner Schwester“ schickt die „FM4-Wortlaut“-Preisträgerin 2006 nun ihre zweite Veröffentlichung ins Rennen. Diesmal sind es Short-Stories, in denen es ums Essen und ums Sterben geht.
„Heimat ist da, wo man sich aufhängt.“ Dieses Zitat des Schweizer Autors Franz Dobler hat die 1987 in St. Pölten geborene Cornelia Travnicek der ersten Erzählung ihres Kurzgeschichtenbandes „Fütter mich“ vorangestellt. Und knüpft damit sogleich eine Schlinge voll großer, fragender Erwartungen: Wer wird sich aufhängen? Hat sich bereits jemand aufgehängt? Hängen wir uns zusammen auf? Und wenn ja, wo? Im kleinen Dörflein auf dem Land in der Maiglöckchenwiese oder in der Stadt direkt über dem Spülbecken? Erwartungen jedenfalls, die in weiterer Folge der insgesamt elf Geschichten alles andere als enttäuscht werden. Denn die „manisch Schreibende“, wie sich die Autorin selbst zwar nur ungern, aber dennoch in ihrem WordPress-Blog „Frau Travnicek in Wien“ bezeichnet, merkt man die Hingabe zu ihren Sätzen, „die alle noch etwas werden wollen“, deutlich an. Hier findet sich auf prosaischer Ebene nichts hübsch Konsumierbares, das mundgerecht wieder ausgespuckt werden kann. Auch inhaltlich ist „Fütter mich“ erfrischend skurril, lakonisch, wüst. In unaufgeregtem Tonfall und mit Liebe zum Detail wird nicht nur eine diebische Elster mit Pudding im Bart und „Orthos Orexi“ mit dem toten Fisch von unten vermischt, sondern auch weitere Synonyme bereits ausgestorbener Sprachen mit historisch-philosophisch bemerkenswerten Absonderlichkeiten angereichert. Ach wie gut dass niemand weiß, dass ein Buch oft als lange Sommernachts-Lektüreliste reicht.