Ausgetrampelte Pfade sind nicht das Ding von Bomb The Bass. Lieber wieder was Neues probieren. Auch "In the Sun" folgt dieser inneren Logik.
Ohne auf Clichés zurückgreifen zu wollen, gehörten Bomb The Bass Ende der 80er Jahre zu den innovativsten Acts, die England im Musiksektor zu bieten hatte. Bomb the Bass (kurz: BTB) landeten sehr bald nach den ersten Gehversuchen ihren bisher größten Hit: "Beat Dis" war ein internationaler Chartstürmer und wurde zu einem frühen Acid House Klassiker. In Anbetracht der langen Geschichte der Band, war der musikalische Output relativ bescheiden: Mit dem Erstlingsalbum "Intro the Dragon" (1988) kamen bisher insgesamt nur fünf Studioalben zu Stande.
Nummer 6 steht nun in den Startlöchern und gibt einen Einblick in die – wieder einmal – stilistisch runderneuerte Formation. BTB sind mittlerweile zu einem Duo geschrumpft, das aus Tim Simenon und Paul Conboy besteht. Simenon kann als das musikalische Mastermind bezeichnet werden, als die treibende Kraft, die das Ruder fest in der Hand hält und die Richtung vorgibt; er hat auch für Künstler wie Depeche Mode oder Neneh Cherry produziert und hat neben BTB auch ein Electro Projekt namens Ghost Capsule laufen. Conboy ist der Sänger der Band, der auch die Texte schreibt.
"In the Sun" ist ein neun Tracks umfassendes Album abseits von House oder Techno. Es weist eher ruhige Grundstimmung auf und die Vocals tragen die träumerischen Textur der Songs. Fast schon gemütlich vorbeiziehende musikalische Landschaften verbreiten eine hypnotisierende Atmosphäre. Deswegen ist es aber noch lange kein chilliges Album im Stil einer Cafe del Mar-Compilation. Ganz im Gegenteil, es ist vor allem die Rhythm Section, die einen klaren Kontrapunkt setzt; nicht zuletzt Dank der Leistung von Drummer Christian Eigner aus Österreich. So werden die einzelnen Tracks des Albums zwischen zwei Polen hin- und hergerissen. Diese Konstellation macht den Longplayer richtig spannend und stellt bei den ersten Hörproben eine interessante Herausforderung dar. Und es stellt bei jedem Track die Frage, ob gerade das ruhige oder das treibende Element die Oberhand gewonnen hat. Und ja, die Antwort wird auch nach mehrmaligem Hören nicht immer eindeutig zu beantworten sein.