Idealistischer junger Offizier meldet sich freiwillig ins Operationsgebiet des Algerien-Kriegs, zerbricht, verliert Familie, zuletzt sein Leben: „Intimate Enemies“ macht vor allem jüngeren Zusehern klar, wie nahtlos in Frankreich das Prinzip Krieg nach 1945 fortgeführt wurde. Und da es sich bei Algerien um eine Prestige-Kolonie der Trikolore gehandelt hat, macht Regisseur Siri auch deutlich, wie tragisch […]
Idealistischer junger Offizier meldet sich freiwillig ins Operationsgebiet des Algerien-Kriegs, zerbricht, verliert Familie, zuletzt sein Leben: „Intimate Enemies“ macht vor allem jüngeren Zusehern klar, wie nahtlos in Frankreich das Prinzip Krieg nach 1945 fortgeführt wurde. Und da es sich bei Algerien um eine Prestige-Kolonie der Trikolore gehandelt hat, macht Regisseur Siri auch deutlich, wie tragisch verzwackt dieser Unabhängigkeitskrieg defacto war. Da gibt es Szenen, in denen der arabische Dorfälteste seine Tapferkeitsorden aus dem Ersten Weltkrieg, verliehen von der französischen Armee, hervorkramt, da zeigt ein algerischer Soldat stolz seine Bajonett-Verletzung aus dem Kampf um Monte Cassino während des Zweiten Weltkriegs, natürlich ebenfalls auf französischer Seite. Der Film selbst erklärt kaum die Gründe für den erst 1999 von Frankreich offiziell zugegeben Algerien-Krieg, als er vielmehr in Form eines Kammerspieles eine Einheit französischer Soldaten in einem Sperrbezirk im Fokus hat, die verdeckte Operationen ausführen. Der oft beschworene Kodex der Anständigkeit geht bald den Bach hinunter: Die Rebellen wie auch die Soldaten foltern und massakrieren, keine Seite bleibt der anderen etwas schuldig, die Überlegenheit der französischen Armee macht sich mit Napalm bemerkbar. Dazwischen klug eingestreute Camp-Situationen des Wartens, des Hoffens, des Prahlens. Fazit: Ein trockener Film zur französischen Zeitgeschichte, der Außenstehenden Einblick in die vertrackte und zu Ende gegangene Kolonialherrschaft Frankreichs gewährt.