Mit »Janus« geht ein ziemlich breit aufgesetzter und gut gespielter Wiener Psycho-Krimi-Plot auf Reisen. Rund um den forensischen Psychologen Leo Benedikt entsteht ein Netz an Storys, die allesamt mit den Methoden des titelgebenden Pharmakonzerns in Verbindung stehen.
Keine ORF-Stangenware: die siebenteilige Serie »Janus« rund um den forensischen Wiener Psychologen Leo Benedikt entwickelt rasch anhaltende Neugierde beim Zuseher und erinnert ein bisschen an die Anfänge des heimischen Krimi-Genres, konkret an die Werke von Leo Perutz (»Sankt Petri Schnee«, »Der Meister des jüngsten Tages«). Hier wie dort geht es um die Macht der Psyche bzw. auch darum, wie Medikamente und Drogen Einfluss auf unser Bewusstsein nehmen. Benedikt tritt als kühler Psychologe mit Hang zu intellektueller Überheblichkeit, aber auch Hellseherei auf. Irritierende (Selbst)Morde bringen ihn auf die Spur eines mysteriösen Pharmakonzerns namens Janus, der mit einem neuen Medikament dauerhafte Heilung von schweren psychischen Erkrankungen verspricht. Auch Benedikts Frau ist dort in der Forschung beschäftigt. Ein Faktum, das natürlich Dramatisches in sich birgt. Benedikts Überlegenheit kriegt spätestens dann seine ersten Kratzer, als Janus beginnt, in Benedikts familiären Umfeld Druck auszuüben. Die guten Kontakte zur Kommissarin Cara Horvath und zum Staatsanwalt helfen da nur bedingt weiter. Gelungen schafft das Drehbuch die einzelnen Folgen miteinander in locker gewebter Art zu verknüpfen bzw. darüber hinaus mit der Meta-Geschichte rund um Janus zu verzahnen. Ebenfalls gekonnt kommt auch das Setting Wiens rüber: In der Regie von Andreas Kopriva zeigt sich Wien um die gewisse Spur kühler, aufgeräumter, distanzierter. Das gewohnte Schmäh-Niveau fällt überraschend niedrig aus. Man spürt, mit »Janus« wollte man international ernst genommen werden. Gelingt auch gut. Eine weitere Staffel wäre gerechtfertigt.
