Nicht die 0815-Stripperin
Es ist zwar erst Anfang dieses Jahres, aber eine bessere Komödie als “Juno” wird wohl nicht mehr nachkommen.
Die Geschichte um eine 16jährige Schwangere, die plant, ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freizugeben, ist gespickt von schnellen Wortwitzen und schrägen Charakteren, das man gar nicht weiß, wo man mit dem Lob beginnen soll. Vielleicht bei der Erstlings-Drehbuchautorin Diablo Cody (ein Künstlername), die mit ihren knapp 30 Jahren bereits ein Studium, einen erfolgreichen Job in einer Werbeagentur, einen noch erfolgreicheren Job als Stripperin sowie die Veröffentlichung ihrer Autobiografie (“Candy Girl: A Year in the Life of an Unlikely Stripper”) aufzuweisen hat. Mit solch Lebenserfahrung ausgestattet, weiß Cody da auch die Freuden, Leiden und Gefühlswelten einer Teenagerin glaubwürdig aufs Papier zu bringen.
Die Charaktere sind einzigartig und liebenswürdig zugleich. Sie bestechen durch ihre kleinen Fehler und Nervigkeiten und verleihen der überspitzten Erzählung ihren Realismus. Ganz nebenbei wird man auf die eigenen, klischeehaften Sehgewohnheiten aufmerksam gemacht, die es bald zu revidieren gilt. Etwa wenn Jennifer Garner und Jason Bateman als potentielle Adoptiveltern auf der Leinwand erscheinen, und man das Gefühl hat, bereits alles über das Yuppie-Pärchen in ihrem chicen Einfamilienhaus zu wissen. Es bleibt eine Stärke des Drehbuchs und der Schauspieler, dass aus den pointierten Wortgefechten nie Worthülsen werden. “Juno” erinnert in seinem Stil an die Comic-Verfilmung von “Ghostworld” und ist in seiner Musikauswahl so treffsicher wie “Hallem Foe”. Diese Coming of Age-Geschichte weiß, dass es nicht nur für seine altkluge Heldin länger als neun Monate dauern muss, um erwachsen zu werden und stellt die berechtigte Frage, ob man je von sich behaupten wird können, dies zu sein. Und ob das überhaupt das Ziel sein soll.