Dass die beiden jungen Franzosen mit den Frisuren und den heißen Lederjäckchen mit ihrem Debütalbum im gemeinsam mit Simian Mobile Disco und Digitalism gebildeten Dreigestirn der elektronischen Seite von NuRave am erfolgreichsten sein würden, war ja nun nicht unbedingt abzusehen. Unter, ähm, künstlerischen Aspekten erfolgreich wohlgemerkt. Der finanzielle Erfolg lässt sich ja heutzutage nicht mehr […]
Dass die beiden jungen Franzosen mit den Frisuren und den heißen Lederjäckchen mit ihrem Debütalbum im gemeinsam mit Simian Mobile Disco und Digitalism gebildeten Dreigestirn der elektronischen Seite von NuRave am erfolgreichsten sein würden, war ja nun nicht unbedingt abzusehen. Unter, ähm, künstlerischen Aspekten erfolgreich wohlgemerkt. Der finanzielle Erfolg lässt sich ja heutzutage nicht mehr so leicht an solch profanen Dingen wie Plattenverkaufszahlen festmachen, dem Medienrummel nach zu urteilen, dürften Justice aber auch hier in der ersten Reihe stehen. Während Simian Mobile Disco auf ihrem Debüt ein dünnflüssiges Süppchen rühren, ähnlich spektakulär wie Britney Spears bei den VMAs, ist Digitalism ein recht erfreuliches Album gelungen, der Biss fehlt dann aber doch ein wenig. Justice hingegen, die zunächst – freilich höchst unterhaltsam – mit etwas zu eindeutigen, auf den bloßen Effekt zielenden Mitteln zu hantieren schienen, haben – Überraschung! – ein ebenso vielseitiges wie einheitlich schillerndes Universum geschaffen. Es handelt sich hier um die bei Weitem überzeugendste der drei erwähnten Platten.Das Album mit dem Symbol als Titel (wird hier etwa auch noch auf Prince Bezug genommen?) ist ja nun schon einige Zeit verfügbar, mehreren Durchläufen in bzw. auf den Abspielgeräten hält es immer noch problemlos Stand. Die mit den altbekannten, hier zu Recht wieder vertretenen Hits „Waters of Nazareth“, „One Minute to Midnight“ und „Phantom“ gut eingeführte Form des betont rotzig nach vorne gehenden, aus der Häckselmaschine gespuckten Tanzboden-Krachers ist wenig erstaunlich das vorherrschende Thema der Platte, in diesem doch recht eng gesteckten Aktionsradius gelingen Justice einige schöne Variationen. Um die ganze Unternehmung dann aber doch nicht zu dröge zu gestalten, weben Gaspard Augé und Xavier de Rosnay in das ganze hysterische Gebolze kleine, unerwartete Pianomelodien und, das hätte man den Burschen so vielleicht nicht zugetraut, richtige Popsongs. Da wären natürlich das jetzt schon weltberühmte „D.A.N.C.E.“, ein Klassiker und Lehrstück in popkultureller Referenzkunst, oder auch der potenzielle Nachfolger „DVNO“, dessen Sänger vermutlich von Spandau Ballet oder einer ähnlichen, aus den goldenen Paradiesen der 80er herüberkatapultierten Kapelle geliehen sein dürfte.Zwischendrin nervt Kollegin Uffie auf einem dezent in Richtung HipHop deutenden Schmeichler mal ausnahmsweise nicht so sehr und die ganze Angelegenheit darf endgültig als rund verbucht werden. Dass wir es hier – ungezwungen prognostiziert – dennoch nicht mit einem dem Zahn der Zeit mutig trotzenden Klassiker zu tun haben dürften, liegt bei einer so eindeutig im Hier und Jetzt verankerten, primär dem kollektiven Wahnsinn zuarbeitenden Feiermusik freilich ein wenig in der Natur der Sache.