Kuma

»Kuma« fordert die Perspektive des Publikums heraus – mit der Ohnmacht einer kranken Mutter und ihrer Idee von türkischer Familientradition.

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Das Kinodebüt des österreichischen Nachwuchsregisseurs Umut Dağ ist ein bedrängendes Kammerstück geworden. Mit viel Feingefühl schildert »Kuma« den familiären Überlebenskampf einer austro-türkischen Mutter, der Krebs diagnostiziert wird. Aus Verzweiflung heraus organisiert sie für ihre Kinder und ihren Mann eine Ersatzmutter aus der Türkei. Diese ist kaum älter als ihre Töchter und wird wegen des Aufenthaltstitels offiziell mit dem Sohn verheiratet. Aber das fragile Kartenhaus der Mutter stürzt unter der eigenen Ohnmacht stückweise ein. Währenddessen verlässt das schwelende Drama kaum die Enge der Wiener Wohnung, wo es hauptsächlich spielt. Dabei verliert »Kuma« mittelfristig zwar etwas von seiner erzählerischen Dynamik; auch die Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln wirken teilweise ungelenk, die dringliche Schauspielführung lässt das aber vergessen. Zum tragischen Finale hin brechen die Generationskonflikte gewaltsam auf und die Charaktere unter ihren Konventionen ein. »Kuma« geht unter die Haut der Gesellschaft und bleibt dort: Das Publikum wird mit einer unbequem intimen Perspektive entlassen, die sich zwischen tradierter Zerrüttung, Emanzipation und Familiensinn neu verhandeln muss.

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