Wie soll man allzu hohen Erwartungen begegnen? Das Augenscheinlichste an „Sound of Silver“ ist wohl, dass es überraschenderweise kaum Überraschungen zu vermelden hat. Anstatt sich in Experimenten zu verheddern und neue, heiße Referenzen zu droppen, verzichtet Mastermind James Murphy auf das schwierige zweite Album und liefert lieber ein ausformuliertes Update seines Masterplans ab; es handelt […]
Wie soll man allzu hohen Erwartungen begegnen? Das Augenscheinlichste an „Sound of Silver“ ist wohl, dass es überraschenderweise kaum Überraschungen zu vermelden hat. Anstatt sich in Experimenten zu verheddern und neue, heiße Referenzen zu droppen, verzichtet Mastermind James Murphy auf das schwierige zweite Album und liefert lieber ein ausformuliertes Update seines Masterplans ab; es handelt sich hier also um eine verfeinerte, besser auf den Punkt gebrachte Variante des Debütalbums, auch unter Berücksichtigung der frühen, nicht auf „LCD Soundsystem“ enthaltenen Singles.
Die allseits bekannte Vorabsingle „North American Scum“ buchstabiert mit größtmöglichen Großbuchstaben das Wort HIT, ganz so wie seinerzeit „Daft Punk Is Playing at My House“; „Get Innocuous!“ zitiert mehr als eindeutig „Losing My Edge“, das Stück mit dem alles begann. Und so weiter und so fort, die Veränderung liegt in den Nuancen, so gibt es hier z. B. mehr Song, mehr Pop, mehr Brian Eno.
Nun könnte der Mangel an Neuem, Wildem als Enttäuschung empfunden werden, insbesondere weil Murphy der Ruf, ein wandelndes Musiklexikon zu sein, vorauseilt. Vielmehr muss aber seine Fähigkeit hervorgehoben werden, nicht nur alle Lager zwischen Rock und Disco, von Underground bis Mainstream zu betreuen, sondern ganz nebenbei diese Grenzen endgültig für nichtig zu erklären. „Sound of Silver“ ist nicht mehr Jahre voraus, sondern Dokumentation des Status quo und eine der momentan bestmöglichen Ausformungen von Popmusik. Metamusik, wenn man so will, Musik über Musik.