Liebe, Sex und Twilight Zone

Kaas nervt nicht, obwohl Soloalbum zwei zur Hälfte Neo-Eurodance ist. Seine Liebeshymnen überzeugen trotz Kitsch mit origineller Substanz.

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Noch nie war deutschsprachiger Hip Hop so pluralistisch und gehaltvoll wie heute. Der messianische Fantast KAAS ist eines der besten und sicherlich auch schrägsten Beispiele dafür. Für sein zweites Solowerk hat sich der Rapper viel vorgenommen. Auf zwei Alben verwirklicht er sein Konzept von Liebe spendendem, Selbstbewusstsein stiftendem und spirituell-kitschigem Sprechgesang. Die erste Hälfte bietet abwechslungsreichen und affirmativen Hip Hop zwischen Slow Jam, Pop oder basslastigen Rap-Brettern. Für die zweite Hälfte hat KAAS es sich zur Aufgabe gemacht, 90er Eurodance nachträglich aufzuwerten. Gemeinsam mit dem Produzenten Dirty Dasmo, der auch den Großteil der ersten Hälfte produziert hat, und Sängerin Kyss Major haut er uns eine Neo-Nostalgie um die Ohren, die genial bis grausam klingt. Besonders textlich überrascht er immer wieder positiv, auch wenn er manchmal zu sehr in christliches Getöse abrutscht. Am schlimmsten klingt das bei „Jesus lovers me“, zusammen mit dem extra dafür ausgegrabenen Nana. „Liebe, Sex & Twilight Zone“ ist in seiner Ambivalenz außergewöhnlich, manchmal über-ambitioniert, aber insgesamt auch sehr überzeugend. Rap kann auch qualitative Liebe bedeuten.

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