Indie-Rocker, Retro-Popper? The National, Interpol? Schlechte Kopien gibt’s zum Abwinken. Gut, dass The Walkmen sich weigern, eine zu sein.
Stattdessen erinnern sie sich lieber an Pavement. Stolpern dabei über Dr. Dog, die Strange Boys, vielleicht auch noch die Cold War Kids. Und lassen dann alle die Momente von Überdrehtheit und sich überschlagendem Optimismus weg. Es bleiben ein Lo-Fi-Knistern als Reminiszenz an andere Zeiten und die große Melancholie – auch eine Reminiszenz an andere Zeiten. Wie ihre ersten Alben birgt „Lisbon“ unangreifbar viel an Kraft, Fülle, Spannung. Nachdruck. Daher vermutlich der häufige Vergleich mit Interpol. Dennoch: Auch dieses Album ist auffallend beherrscht, konsequent strukturiert, kaum explosiv, kaum Interpol. The Walkmen scheinen ziemlich fokussiert. Auf die Tragik im Gesamten. Die es zu vertonen gilt. Mit wogenden, sich windenden Gitarren und kippenden Stimmen. Ohne das Kippen je überzustrapazieren. Mit Mariachi-Gebläse und nicht zuletzt mit der gesteigert rauschenden Brandung ihrer Drums. Fokussiert wie sie sind, gerade auch in ihrem Schaffen, gelingt ihnen das alles erwartungsgemäß gut. Nur eine Erwartung bleibt vergeblich: Dass sie doch bitte, bitte, irgendwann, ihren eigens festgeschraubten Rahmen sprengen. Gern auch explosiv.