Einzelgängerisch – Tame Impala bewegen sich mit ihrem zweiten Album irgendwo zwischen Supertramp, den Beatles und richtig dichten Nebelschwaden. Genau da, wo keine andere Band je gewesen ist.
Ja, der Vergleich mit den Beatles war ernst gemeint. Und zwar genau die Beatles, die sich Mitte der Sechziger dem LSD zugewandt hatten und im Zuge dessen das sogenannte „Acid Album“ („Revolver“, 1966) veröffentlichten. Mit den sich darauf befindlichen, irre psychedelischen Stücken setzten die großen Vier aus Liverpool schließlich einen einschlägigen Trend, den bis heute unzählige Musiker aufgeschnappt und ständig neu interpretiert haben. So auch Tame Impala aus Perth. Aber sowas von. Außerdem klingt Mastermind Kevin Parker einfach wie John Lennon und aus.
Waren sich 2010 beim ersten Album „Innerspeaker“ die Musikkritiker noch relativ uneinig … werden sie es wohl 2012 bei „Lonerism“ wieder sein. Der musikalische Stil von Tame Impala lässt sich einerseits wahrscheinlich ganz gut als Psychedelic Rock charakterisieren, andererseits sind diese zwei Worte wohl zu wenig, um die neuen vielfältigen und ereignisreichen zwölf Songs zu beschreiben. So kommt das ein wenig unfertig erscheinende „Be Above It“ mit marschierendem Drumbeat zu verträumtem „Strawberry Fields Forever“-Singsang, während beispielsweise bei „Mind Mischief“ eindeutig lässige Gitarrenriffs im gefühlt verqualmten Mittelpunkt stehen. „Music To Walk Home By“ ist eine beinah glamouröse Space-Odyssee, die in ihrem Retro-Outfit ein klein wenig an das erste MGMT-Album erinnert.
„Keep On Lying“, einer der herausragendsten Songs auf „Lonerism“, vereint insgesamt eigentlich alles, was die ganze Platte ausmacht – legere Gitarrensoli mit halbwirklichen Hintergrundgeräuschen unterlegt, eine monoton-hohe Stimme, die von Liebe und Verlust trällert und eine große Portion Synthesizer. Letztere unaufhörlich und sehr dominant – bei jedem einzelnen Song. Das ist zwar witzig, nach einiger Zeit aber auch sehr anstrengend und sowieso Geschmacksache.
Mittlerweile müsste man übrigens schon völlig abgedriftet sein in eine pulsierende, farbenfrohe Fantasiewelt, in der man beides ganz gut sein kann – fröhlich und traurig. Tame Impala machen nämlich Musik, die äußerlich – quasi Instrumente und Effekte – explosiv und spaßig scheint, sich introspektiv jedoch als melancholisch, amourös und tief emotional entpuppt. Das Konzept der Australier funktioniert auf alle Fälle. (Zumindest) for the Loners!