Lulu

Lou Reed, was machst du bloß für Sachen? Mit Metallica rummachen. Ich verstehe die Menschen generell grad überhaupt nicht mehr.

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Lou Reed macht mir Angst. Ich weiß nicht, was ihn dazu geritten hat, sich auf eine Kollaboration mit den Schwermetall-Mainstreamern Metallica einzulassen. Entweder leidet er an Alterssenilität, Wahnsinn oder einem heftigen Fall akuter Geschmacksverirrung. Denn gute Gründe für dieses Werk gibt es wirklich keine. Dabei fängt das ziemlich beknackt mit “Lulu“ betitelte Doppelalbum gar nicht so schlecht an. Den Opener “Brandenburg Gate“ eröffnet Reed traditionsbewusst mit bluesigen New York-Gitarrenriffs und seinem unverkennbar coolen Gesangsstil. Doch keine 20 Sekunden Schönheit vergehen, da setzt der Metal-Hammer ein. Dabei entsteht nicht die Art von künstlerischem Lärm, den Reed in den 70ern mit dem brachialen Ohrenschocker “Metal Machine Music“ perfektionierte, sondern genau jene überproportional schlechte Metal-Einheitsmucke, die Metallica für mich in den letzten Jahren einfach unhörbar gemacht haben.

Die eigentlich schönen Strukturen von Songs wie “Pumping Blood“, “Mistress Dread“, “Cheat On Me“ oder “Dragon“ werden von den Herren Hetfield und Co mehr oder weniger zugrunde gerichtet. Was bleibt, ist nichts als Enttäuschung. Lou Reed Fans wird das Werk zu Testosteron-Geschwängert sein, Metallica Fans werden sich von den intellektuell-sensiblen Songwriting-Ansätzen geärgert fühlen. Menschen, die uns eigentlich immer gut getan haben, machen manchmal unerklärliche, schmerzhafte Dinge, die zu nichts außer Chaos, Frustration und Ärger führen. Dieses Album ist der CD-gewordene Beleg dafür, das auch große Künstler manchmal nicht zu realisieren scheinen, was sie sich selbst und ihrem Ruf gerade antun. “Lulu“ ist die Enttäuschung des Jahres. Die Enttäuschung sitzt dermaßen tief, dass sogar Großwerke wie “Transformer“ oder “Berlin“ oder meinetwegen Metallicas “Black Album“ darunter leiden könnten, weil man beim Anhören auch an dieses schlimme, schlimme Werk denken muss.

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