Made In The Dark

The World Is Ours

„The Warning“ war 2006 vieles, aber auch harmlos. „Made In The Dark“ setzt jetzt dort an: Rock gewinnt an Einfluss, Elektronik zeigt sich rücksichtslos. Dennoch gelingt das Kunststück – Hot Chip lassen sich auch 2008 nicht festnageln. Soul sei Dank!

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Der Hype um die fünf Engländer ist verständlich. 2006 war ihr Jahr. Nominierung für den Mercury Prize, Platz vier in den Jahres-Charts des NME, generell: Lorbeeren, gereicht aus allen Ecken der Welt. Unvergesslich bleibt „Over and Over“, die hypnotische Dance-Sensation schlechthin. Punkto Auszeichnungen geht auch in England nicht viel mehr. Nächste Station: Welteroberung 2008, „Made In The Dark”.

Der Opener „Out At The Pictures“ beschleunigt gleich vom Start weg als manischer Up-Tempo-Kracher, nach zwei Dritteln setzen saftige Gitarren ein und heben das Stück auf eine neue Ebene. „Shake A Fist“ lebt von dumpfen Trommeln, verzerrtem Synthesizer und bremst dann abrupt ab. „Before we go any further I’d like to show you all a game I made up, this game is called sounds of the studio.“ Dieses Spiel meint nichts anderes als den interstellaren Krieg: Lasersalven überall, fiese Beats, dazwischen Schreie, die auch einem Gorilla entstammen könnten. Apokalyptischer Wahnsinn so zurechtgebogen, dass sich der Übergang ins Leitmotiv nahtlos präsentiert – auch dass muss man sich erst einmal trauen. Die Singleauskopplung „Ready For The Floor“ präsentiert sich wieder mehr im gewohnten Klangbild. Ein unglaublich entspannter Refrain, dazu in die Länge gezogene Synthesizer. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dessen herrlich unkomische Erklärung – „You’re my number one guy!“ – das Potenzial hat, Tanzflächen zum Beben zu bringen. Mit dem entspannten „We’re Looking For A Lot Of Love“ erklingen erstmals gemäßigtere Töne. Sänger Alexis Taylor haucht den für die Band prägenden R’n’B-Einflüssen mehr als einen Schuss Souls ein. Seine Stimme verlässt ihn dabei nicht, zeigt stattdessen einmal mehr den großen Facettenreichtum der Band. Der Titeltrack „Made In The Dark“ singt ein Lied davon. Nur von einem Piano getragen lädt er zum Träumen. Gegen Ende reißt „Hold On“ nochmals das Ruder herum und serviert dem Hörer einen weiteren Kracher. Hot Chip schaffen das, was vielen anderen Bands aus dem Genre des Elektro-Pop oft verwehrt bleibt: Sie hauchen ihrer computergenerierten Musik Leben ein. Das Schlüsselwort dazu lautet mitunter Soul. Wie gesagt, nächste Station Welteroberung.

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