Die Freiburger Band serviert Spaghetti-Western, Indie-Schlager plus poppiges Süppchen zwischen Tür und Angel. Zurück bleibt solider Deutschpop und Hunger auf Fink.
Der unerwartete Tod von Nils Koppruch vergangenen Oktober riss den wohl talentiertesten Alternative-Country Sänger Deutschlands aus dem Leben und mit ihm ein mögliches Fink-Revival. Auch wenn der Hamburger nie mit Begriffen wie Country in Verbindung gebracht werden wollte, hat er dieses Genre aber doch grandios zwischen Folk und Singer/-Songwriter umgesetzt. Wir können um Fink trauern, oder aber von Nils Koppruchs Erbe lernen.
Die Freiburger Band Neo Rodeo untergebracht beim Hamburger Label Tapete Records debütieren in einer ähnlichen Sparte beziehungsweise versuchen sie es. "Mein Junges Und Sorgloses Herz" will so einiges zugleich sein: klischeebefleckte Westernromantik und Cowboymelancholie, cooler Rock Flair, Punkhymne und überzuckertes Popdessert. "Abrahams Bar" kratzt mit Saxophon und Piano an Americana, "Fleißiges Mädchen" raunzt den Blues und das ausgekoppelte "Mein junges und sorgloses Herz" einen Country-Pop. Die restlichen Lücken füllt poppiger Deutschrock und Cowpunk: "Urlaub" hätte auch Ingo Pohlmann so hingekriegt, "Milchmann" ist Hamburger Schule, aber nicht das, was einmal Tomte hieß, sondern mehr ein Distelmeyer Schnulzen-Schlager: Da wird der Karl May Prototyp vom strammen Abenteurer schnell zum Romantiker.
Vielleicht sollte man dieses Album einfach hören ohne sich von Ähnlichkeiten innerhalb der alternativen Deutschrock Szene ablenken zu lassen und es einfach mögen oder hassen. Neo Rodeo machen es einen aber nicht leicht damit, ihr Debüt als homogenes Gesamtkonzept zu sehen und dadurch schwindet auch die Bandidentität. Wo gehört dieses Album wirklich hin? Zu Moritz Krämer nach Berlin, Distelmeyer in Hamburg oder trauert es um June Carter um Johnny Cash in Nashville? Denn eine Heimat, die suchen sie ja.
Neo Rodeo hätten uns mit "Mein junges und sorgloses Herz" anstatt eines Spaghetti-Western und Indie-Schlager Potpourri liebe herzhaftere Kost servieren können. Das hätte dann bestimmt auch Nils Koppruch gemundet.