Was die Riot Grrrls – allen voran Kathleen Hanna, Frontfrau der Band Bikini Kill – für die Musik, ist die New Yorker Schriftstellerin Kathy Acker für die Literatur.
Als Underground-Autorin bekannt geworden und in weiterer Folge zur »Punk-Ikone« und »einzig wahre Erbin von William S. Burroughs« hochstilisiert, gehörte sie zu jenen Künstlerinnen, die sich schon früh für einen unorthodoxen Lebensstil entschieden haben. In »Meine Mutter« (1994 erschienen), einer Art spätem Lebenswerk der nur drei Jahre später an Brustkrebs Verstorbenen, kann man sich selbst ein Bild machen, ob und wie Lebensentwürfe dieser Art heute überhaupt noch zur Identitätsstiftung taugen. Acker schlägt dafür jedenfalls sensible, zarte Töne an. Macht, Sexualität und deren nicht selten lustvolle Spielarten und Abgründe schildert sie hingegen plastisch. Eine Meta-Ebene (Briefe zwischen Colette Peignot und George Bataille) zieht sich ebenfalls durch das Buch. Zitat gefällig? »Weil da nichts ist, muss ich nicht mehr darauf trainiert werden – wie alle Frauen – dass ich aufhören will zu existieren.«