Melody's Echo Chamber

Kammerpsychedelikum – Als ihre zuckersüßen Songs anfingen, sie selbst anzuöden, bat Melody Prochet Tame Impala-Mastermind Kevin Parker, ihren Sound einmal etwas aufzurütteln. Voilà!

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

An elitären Musik-Konservatorien in klassischer Violine und Gesang ausgebildet, hat sich die liebreizende Provinz-Französin Melody Prochet lange Zeit hinter kollektivem Kammerchor-Singsang versteckt, ehe sie klugerweise nach Paris übersiedelte, um mit experimenteller Indie-Musik in Kontakt zu kommen und schließlich eine Band namens My Bee‘s Garden zu gründen. Wie auch der süße Bandname schon vermuten lässt, war dies eine eher harmlose, poppige Angelegenheit. Bienchen, Blümchen und Melody oder so. Als sich aber auf Prochets Wunsch Tame Impalas Kevin Parker einmischte, war es plötzlich (fast) vorbei mit dem Süßholzraspeln.

Das klingt nun brachialer, als es wirklich ist, aber das Debüt von Melody’s Echo Chamber hat von Anfang an viel an Kuriositäten zu bieten. So manifestiert die exzellente Lead-Off-Single „I Follow You“ gleich ruck-zuck jenes Kriterium, das die besten Songs der selbstbetitelten LP ausmacht – die aufregende Synthese aus Schönheit, Zerbrechlichkeit und ein klein wenig gesundem Dreck, der merklich durch Parkers Mitwirken auf sämtliche Instrumente abgeklopft wurde. Entzückender Dream-Pop trifft auch in „Crystallized“ auf etwas sprödes Psychedelic-Getön, das in dieser Form irgendwie an Radiohead 2003 und „There, There“ erinnert, doch dann – elektronisches Riffgewitter bis zum Fade-Out. „You Won’t Be Missing That Part Of Me“ wiegt mit Synths über einem legerem Drumbeat alles Rundherum in angenehmen Halbschlaf und darf sich an Vergleichen mit den wunderbaren Beach House erfreuen. Ebenso wie auch „Some Time Alone, Alone“. Das atmosphärisch-rockige „Endless Shore“ klingt sogar nach einer musikalischen Realisierung von glitzernden, in Zeitlupe brechenden Wellen. Genau auf diese natürlich wirkende Art brechen auch die kraftvollen Drums und hin und wieder relativ harten Saitenhiebe an der zärtlich-fragilen Stimme Prochets („Mount Hopeless“) – fast schon ein kleines Naturschauspiel, das Ganze.

Eh nur fast. Die paar kleinen Schwächen, die unter all den schimmernden Perlen nicht allzu herausragend erscheinen, verzeiht man klarerweise. Außerdem – so viel (beinahe) perfekte Harmonie gleich beim ersten Album hinzubekommen, wäre ja auch kitschig, oder?

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...