Metals

Lieder über die Unmöglichkeit der Liebe: Nach Jahren der Stille melden sich Feist mit einem Album zurück, das zurückgezogener nicht sein könnte.

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Gleich vorweg: “Metals“ ist eine Kummerplatte ohne Hitsingle. Wer hofft, auf Leslie Feists musikgewordenem Seelenstrip ein zweites “1234“ vorzufinden, wird von dem Album maßlos enttäuscht werden. Kein einziges Lied versprüht jene Art von radiotauglichem Mitsing-LaLa-Konsens-Charme, dem die Band ihre internationalen Chart-Erfolge zu verdanken hat. Und das ist auch gut so – denn so eindringlich und intensiv hat Feist bisher noch nie geklungen.

Die vierjährige Kreativpause, die den Megasellern “The Reminder“ und "Let It Die" folgte, hat die früher so gar nicht scheue Musikerin am liebsten mit sich selbst verbracht. Die Zeit des post-kommerziellen Durchbruchs kulminierte im künstlerischen und persönlichen Rückzug. Und genau so klingt “Metals“: Introviertert, detailversessen und auf eine charmante Art einsam. Wo zuvor noch Pathos und Pomp das Klangbild beherrschten, ist auf Songs wie “The Circle Married The Line“, “Bittersweet Melodies“ oder “Anti-Pioneer“ elegische Stille eingekehrt. Aufgenommen im kalifornischen Big Sur, scheint in den Melodien die kalte Weite des Ozeans mitzuschwingen. “Metals“ gibt sich verhalten, eindrücklich, spärlich. "When a good man and a good woman can‘t find the good in each other, then a good man and a good woman will bring out the worst in each other", singt Leslie Feist im Album-Opener “The Bad In Each Other“. Es ist ein Song über das Ende einer Beziehung, die eigentlich ein Leben überdauern hätte sollen. Während in der bittersüßen Soul-Pop Nummer “How Come You Never Go There“ die Liebe verletzt, aber noch nicht tot ist (“You carry on as if I don‘t love you“), sind die Liebenden spätestens in “Comfort“ an ihren Gefühlen gescheitert: “When you comfort me, it doesn‘t bring me comfort actually“.

Die leicht verdauliche Popmusik früherer Tage ist hier einer rauen, traurigen Gebrochenheit gewichen, die der Band allerdings überraschend gut steht. “Metals“ ist eine Platte für graue Herbsttage, ist dabei mehr Indie als Pop, mehr Melancholie als Euphorie. Es ist ein Album, das Kritiker lieben werden, das aber aufgrund seiner Unaufdringlichkeit im Makrokosmos der Formattreuen 3-Minuten Pop-Dauerrotation-Medienmaschinerie wohl ziemlich untergehen wird.

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