Miriam Gebhardt

Miriam Gebhardt nähert sich Rudolf Steiner über seine Biografie und bettet seine Thesen in allgemeine Strömungen – informativ und letztlich meinungsstark.Sein 150. Geburtstag ist knapp vorbei, das Getöse um seine Person noch nicht ganz und im Juni kommt dann noch die Ausstellung im MAK.

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Unter all den Veröffentlichungen zum Thema Rudolf Steiner, Anthroposophie oder Waldorf-Pädagogik nimmt die Biografie von Miriam Gebhardt eine besondere Rolle ein. Sie nähert sich Steiner nicht über seine Lehren, seine Veröffentlichungen oder Vorträge, sondern über seine Biografie. Und sie bettet seine Themenfelder zeitlich in seinen Lebensablauf ein, aber auch in allgemeine Strömungen. Sie bleibt dabei immer neutral, formuliert lange so, dass sowohl Anhänger als auch Gegner oder einfach Interessierte etwas mit den Informationen und Zusammenhängen anfangen können. Erst im letzten Drittel, bei Steiners späten Themen Waldorf-Pädagogik und anthroposophische Landwirtschaft, wird sie stellenweise deutlich und streicht die Absurdität mancher Details heraus. Denn egal, ob man inhaltlich etwas mit seinen Lehren anfangen kann oder nicht: Manche Tatsachen ihrer Entstehung müssen zumindest skeptisch machen. Dazu gehören die Nichthinterfragbarkeit durch die Behauptung, seine Erkenntnisse seien durch Hellsehen zu Steiner gelangt, die Allumfasstheit – bei Steiner steht alles im Zusammenhang und geht sich bei aller Widersprüchlichkeit in einer (!) großen Theorie aus –, die Tatsache, dass ein Großteil seiner Lehren während einer Rede entstand und von anderen niedergeschrieben wurde und teilweise innerhalb einer Nach erdacht wurde, oder auch die nicht nachvollziehbare Selbstsicht, seine Thesen seien wissenschaftlich erwiesen. Inhaltlich gibt es bei Steiner viel Absurdes (seine Ablehnung der Sexualität, …), manches Ablehnenswerte (Rassentheorie, …) aber auch Vieles, dass mittlerweile Standard in unserem Denken ist. Steiner hat hier, wie andere auch – denn viele seiner Ansichten waren zu der Zeit nicht so einzigartig, wie von ihm gerne behauptet – manches vorweggenommen, das spätestens ab den 60er Jahren zum gesellschaftlichen Mainstream wurde. Dazu gehören etwa seine Betonung der Individualität, die Rolle der Frau oder der anhaltende Bio-Trend. Wenn schon Beschäftigung mit Steiner / Waldorf / Anthroposophie, dann so wie in diesem Buch von Miriam Gebhardt

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