Für Komplettisten und Sensationslüsterne sei gleich zu Beginn festgehalten: Ja, Johnny Marr, der Johnny Marr von den Smiths, ist nun fixes Mitglied bei Modest Mouse. Und nein, er sticht mit seiner Gitarrenarbeit nicht aus dem Gesamtbild heraus, fügt sich ideal ein, verdichtet den Sound dieser Band aus dem mittleren Westen der USA, ohne ihn zuzukleistern. […]
Für Komplettisten und Sensationslüsterne sei gleich zu Beginn festgehalten: Ja, Johnny Marr, der Johnny Marr von den Smiths, ist nun fixes Mitglied bei Modest Mouse. Und nein, er sticht mit seiner Gitarrenarbeit nicht aus dem Gesamtbild heraus, fügt sich ideal ein, verdichtet den Sound dieser Band aus dem mittleren Westen der USA, ohne ihn zuzukleistern. Modest Mouse bleiben Modest Mouse, kantig und eckig, dennoch auf ihre Weise irgendwie betörend.
Die Gitarren des Sextetts verschlingen sich ineinander, lassen gleichzeitig Platz für Violinen, behutsam eingesetzte Elektronik, Bläser und Chöre (auch James Mercer von den Shins, um dem Namedropping ein Ende zu setzen, ist bei drei Songs mit dabei). Eric Judy und Jeremiah Green, letzterer nach einer kurzen Pause wieder mit an Bord, sind wohl eines der besten Rhythmusgespanne im Indiekosmos, und über allem bellt, schreit, säuselt und, ja, singt Isaac Brock von den Untiefen des menschlichen Wesens.
Post- bzw. Artpunk und Folk schließen einander nicht aus, Großtaten wie „Parting of the Sensory“ sind keine Seltenheit – bei den vierzehn Stücken kommt man bei aller Unbequemlichkeit, die ihnen innewohnt, nicht aus dem Schwärmen heraus: Das sind Melodien und Texte für die Ewigkeit. Modest Mouse standen immer für großartige Alben, so gut wie auf „We Were Dead Before the Ship Even Sank“ waren sie zuletzt aber 1997 mit dem Meilenstein „The Lonesome Crowded West“. Hoffen wir, dass sich Isaac Brock und Konsorten für das nächste Meisterwerk nicht wieder zehn Jahre Zeit lassen.
